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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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Trainingssaal unterwerfen sich Boxer deshalb auch bereitwillig einer lückenlo- sen Kontrolle. Der Boxer, so der Trainer in dem Roman In der dritten Runde, müsse „fest und wendig im Untergestell“178 sein. „Hammer und Amboß“179 zu- gleich, fordert in Das Erwachen des Donald Westhof Jantura Habdulin, den Do- nald im Gefängnis kennenlernt und der später sein Trainer wird.180 Habdulin, Kosak genannt, fährt fort: Hart muß sein Schlag – undurchdringlich sein Panzer sein, damit er den Stoß des Gegners aushält, ohne zu zucken. Die Bauchmuskeln, den Rumpf müssen wir straffen, fest und unempfindlich machen – und um die Fäuste eine Schicht von Erz und Eisen legen, damit ihr Stoß zu Falle bringt – und an der Stelle, wo er trifft, kein Gras mehr wächst. […] Ich kann durch Salzlaugenbäder deine Hände hart wie Diamant kriegen und deine Beinarbeit blendend machen durch Seilspringen, Dauerlauf und Rückwärtslaufen, – bei dir ist das nicht nötig, mein Junge – bist ein Gotteswunder – bist als Läufer auf die Welt gekommen. Und läufst dabei nicht wie ein gewöhnlicher Mensch, der es mit Arbeit und Training geschaffen – läufst wie ein Tier, als ob du dein Lebtag in Wald und Wildnis gehaust hättest.181 Die psychophysische Körperdurchformung, durch die sich Boxer für den Kampf befähigen, findet sich reziprok gespiegelt in der bürgerlichen Sehnsucht nach Sekurität wieder: Nur wer sich entsprechend rüstet und panzert, sei in der Lage, sich den Anforderungen und Turbulenzen der modern-urbanen Sozietät mit ih- rer Tempoexplosion, Geschlechter- und Gesellschaftsdestabilisierung sowie ih- rem Apparate- und Maschinenkult zu stellen. Die Möglichkeiten des Trainings werden von der Trivialliteratur deshalb auch geradezu emphatisch beschworen; Training soll dem Übungswilligen helfen, die allenthalben spürbaren sozialen Aufsplitterungstendenzen zu überwinden. Theo in Theo boxt sich durch wappnet sich durch stetes Üben gegen Gefahrenlagen: „Und da sie beim Training in der Turnhalle stets nur den dünnen Badeanzug trugen, um den Körper abzuhärten, erkältete er sich nie mehr.“182 Boxen findet in den von der breiten Öffentlichkeit abgeschotteten Trainingssälen, aber nicht im sozialen und politischen Vakuum statt – auch wenn dies die Trivialliteratur gerne glauben machen möchte. Es drängt vielmehr auf die Diskursbühnen der Zeit, auf denen der „kalte Positi- 178 Schievelkamp 1920, S. 71 179 Hollaender 1927, S. 273 180 Vgl. ebd., S. 251f 181 Ebd., S. 274f 182 Nohara o. J., S. 13 137 Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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