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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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„Sportler-Soldat“296 möge sodann im Ring mit „fliegenden Fahnen“297 unterge- hen, in einem Kampf, in dem die „Festung […] sturmreif geschossen“298 werde und ein Boxer dem anderen in den „Kernschuß“299 laufe; aus „solchen Leuten müßten doch später tüchtige Soldaten werden […] da gibt’s keine Duckmäuser drunter“300. Der siegreiche Athlet wird als „Feldherr“301 gefeiert, der Gegner zum „Schlachtopfer“302 gemacht. Die Sinnbildkraft des Boxens wird um die Perspek- tiven des Militärisch-Strategischen fahrlässig erweitert, indem Zusammenhänge konstruiert werden, die auf ein tiefer gehendes Wurzeln der Bildbereiche Sport und Soldatentum verweisen sollen: Das „Gefühl der suggestiven Kraft“303 ereilt den Athleten im Roman In der dritten Runde in Waffenrock wie in Sportshorts; die „Wildheit im Blut“304 des Boxers rührt vom „Felde“305 her. Das triviallitera- rische Schreiben nimmt die Amalgamierung von Boxen, Patriotismus und Sä- belrasselei bedenkenlos vor; jede Niederlage im Ring kommt einer nationalen Schande gleich.306 „Verhüllet das Haupt, o ihr Musen“307, hebt der Erzähler in Beinahe Weltmeister an, „und beweinet mit uns das entsetzliche Unglück, das schil- dern zu müssen die bittere Stunde jetzt gekommen ist.“308 Deutschland habe den Weltkrieg verloren, setzt der Chronist fort, „zwei Millionen seines besten jungen Blutes verreckten in Schlamm und Dreck, sechzig Millionen hungerten“309. Dies habe das deutsche Volk „vergeben und beinahe schon ganz vergessen“310. Nicht verziehen wird dagegen die Niederlage des Boxers: „In alle Ewigkeit nicht!“311 In der Unterhaltungsbelletristik nehmen schließlich auch intermediale Schnittpunkte eine zentrale Stellung ein. Als dominantes Segment der zeit- genössischen Kommunikationskanäle erzeugen die medialen Repräsentati- onsformen des Boxens eine Art permanent-öffentliches Sportgespräch. „Vor einem Kampf um die Weltmeisterschaft wußte man in Florida und in Alaska, 296 Ebd., S. 17 297 Ebd., S. 61 298 Ebd., S. 89 299 Ebd., S. 155 300 Ebd., S. 8 301 Ebd., S. 89 302 Ebd., S. 155 303 Schievelkamp 1920, S. 86 304 Hellwig 1931, S. 26 305 Ebd. 306 Vgl. ebd., S. 160f 307 Ebd., S. 158 308 Ebd. 309 Ebd., S. 159 310 Ebd. 311 Ebd. 151 Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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