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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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MĂ€nnerkörper, der sich aus den Falten eines schwarzen Mantels löste“351. Im Wettstreit sollen sich Kraft und Mut der KĂ€mpfer „im hellsten Lichte“352 zei- gen; das Abstreifen der BademĂ€ntel, das Spiel im Helldunkel – alles wird zu einem Teil der Gesamtinszenierung: „‚Ah!‘ ging es durch die Menge.“353 Die Lichtflut ruft kalte Faszination hervor. „Mehr Licht! [
] Mehr Licht!“354, for- dern die Schlachtenbummler. „Die Leute haben ganz recht. Der Kampf kann fĂŒnf Minuten dauern, da darf nichts stören.“355 Die „Deckenlampen erloschen – der Kampf begann“356, und „Zehntausende blickten gebannt auf das weiße Viereck unter den strahlenden Bogenlampen“357. Das Licht skulptiert flache, leere Gesichter, einen Ringboden ohne Schatteneffekte und Schattierungen: Die Dialektik von Hell und Dunkel, die an die dem Ringgeschehen inhĂ€rente Gegensatzstereotypie von Gut und Böse358 anschließt, findet im trivialliterari- schen Illuminationsrepertoire hĂ€ufig Anwendung. Die Körper der Boxer glĂ€n- zen „von Schweiß, unten sind alle Gesichter grĂŒn und kalt von Licht“359. Die offene Metaphorik des Lichts lĂ€sst zudem erotische Implikationen zu. Tom fĂ€llt in Der Mann am Faden eine Bewunderin am Ring auf. Sein „Blick blieb an einer Dame haften, die lĂ€chelte. Das Ringlicht spiegelte sich in ihrem Goldzahn wie- der.“360 Nach der Krafterprobung lĂ€sst sich der siegreiche Boxer in Athleten als distinktives Zeichen symbolischer Ordnung den „blĂŒtenweißen Bademantel“361 umhĂ€ngen: „Es war stets seine Koketterie gewesen, ihn ohne Blutspuren aus dem Ring hinauszutragen.“362 351 WohlbrĂŒck 1921, S. 336; vgl. Haerdle 2003, S. 54: „WohlbrĂŒck vollzieht in der Beschreibung der Zuschauerblicke die Fragmentierung des Boxerkörpers nach, der bis zur kleinsten Faser auseinandergenommen und begutachtet wird.“ 352 Schievelkamp 1920, S. 85 353 Nohara o. J., S. 48 354 Brentano 1981a, S. 47 355 Ebd. 356 Schievelkamp 1920, S. 92 357 Nohara o. J., S. 49 358 In Albert Camus’ Textsammlung Heimkehr nach Tipasa duellieren sich in der ErzĂ€hlung Die Spiele Boxer in Form einer „Corrida“ unter „den unversöhnlichen Scheinwerfern“ mit „ge- schlossenen Augen“ (Camus 1957, S. 34) – als eine Möglichkeit, Hell-Dunkel-GegensĂ€tze zu erzeugen, wobei die „unentschiedene Macht“ (Camus 1957, S. 35) vom Publikum misslaunig aufgenommen wird: „Es gibt Gut und Böse, Sieger und Besiegte. Man hat Recht oder Unrecht. Die Folgerichtigkeit dieser fehllosen Logik wird sofort geliefert aus zweitausend energischen Lungen, die die Schiedsrichter der KĂ€uflichkeit bezichtigen. [
] Es gibt Gut und Böse, diese Religion ist unerbittlich.“ (ebd., S. 35f) 359 Baum 1988, S. 168 360 Hellwig 1931, S. 73 361 WohlbrĂŒck 1921, S. 313 362 Ebd. 156 | Teilï»ż II.ï»ż Imï»ż Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und KapitelĂŒberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: LĂŒckenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und NebenschauplÀtze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten ErzÀhlliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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