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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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ins Operettenhafte. Der Sohn schwört: „Ich liebe dich.“481 Darauf der Vater, brüsk: „Pfui Teufel. Ich dich nicht.“482 Christian bietet Munk an, stellvertretend für den Vater in den Ring zu steigen, worauf Letzterer in gezähmter Wildheit wie „Selterswasser“483 aufbraust und den Sohn als unerbetene Folge einer alko- holseligen Nacht verunglimpft: Ein blutarmes Bürschelchen. Ich bin die Kraft, die Wildheit und die Würde. Ich trotze. Mein Saft schwillt. Wie ich dich gezeugt habe, bleibt mir ein Rätsel. Ich hatte schon zwölft Kulmbacher hinter mir. Und ich wollte dich nicht:  du Nichts, du Kaum, du Ach.484 Die Sicht auf das Boxen wird gegen Ende des Erzählabschnitts buchstäblich eingetrübt. „Nach kaum fünf Minuten wurde Munk auf einer Bahre blutüber- strömt hereingetragen. Der Chinese hatte ihm beide Augen aus dem Kopf ge- schlagen.“485 Boxen hat nichts mehr mit Sport zu tun, sondern ist in bizarren, exaltierten und grell nationalistischen Formen erstarrt: „Ich hörte noch den Manager kreischen: ‚Gott sei Dank haben wir in Berlin ein Institut für künst- liche Menschenaugen. Berlin in Deutschland, Deutschland in Europa, Europa in der Welt voran.‘“486 Munks Ringniederlage provoziert am Ende entlarvendes Deklamieren: „Es gab keine europäische Weltanschauung mehr.“487 Die Pointe ist überdeutlich: Boxen erreicht die Regionen des Gesellschafts- und Sportkla- mauks – wahrlich eine komische Situation, die neue Möglichkeiten eröffnet. Boxfabeln in Ödön von Horváths Sportmärchen Ödön von Horváth betrachtet Boxen aus erweiterter Perspektive, indem er die Modeerscheinung mit der „stark schematisierte[n] Gattungstypologie des Mär- chens“488 kurzschließt, um so zur „Verfremdung des üblichen Blickwinkels“489 beizutragen. In der Erzählung Was ist das? entfaltet sich etwa im Schnelldurch- lauf die Geschichte eines Zwillingspaars, das sich bereits in der „ersten Runde 481 Ebd. 482 Ebd. 483 Ebd. 484 Ebd. 485 Ebd. 486 Ebd. 487 Ebd. 488 Gamper 1999, S. 154 489 Ebd. 231 Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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