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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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Mit Hilfe von Erika Fischer-Lichtes Überlegungen Ästhetik des Performati- ven lassen sich die diskursiven Relationen von Boxen, Bühne, Publikum, Kör- perlichkeit und Aufführungscharakter detaillierter nachvollziehen – auch wenn in den Schriften der Berliner Theaterwissenschaftlerin kein Wort zum Thema Boxen fällt.156 Zwischen boxsportlicher Athletik und bühnenbezogener Äs- thetik – beides im Grunde „körperlich vollzogene Handlungen im Raum“157 –, lassen sich komplexe Beziehungen ausmachen; Boxen und Bühne teilen sich Komponenten des je spezifisch Performativen158: Zur Ereignis- und Spekta- kelhaftigkeit des Boxen tragen die „leibliche Ko-Präsenz“159 von Publikum und Athleten ebenso bei wie der architektonisch-geometrische Raum, die flüchtige Materialität des Körperlichen, die „Lautlichkeit“160, die bestimmten Auffüh- rungsaspekten „zu ungeahnten Ausmaßen“161 verhilft, dazu das „Verhältnis von Planung und Emergenz“162 sowie das Faktum der Zeitlichkeit, das den „Verlauf der Aufführung hervor- und wieder zum Verschwinden“163 bringt. Auch Boxen hat „physiologische, affektive, energetische und motorische Reaktionen der Be- teiligten“164 zur Folge und weist „sowohl Züge eines Rituals als auch eines Spek- takels“165 auf. „Der performative Raum ist immer zugleich ein atmosphärischer Raum.“166 Brecht schließt die Bereiche Bühne, Publikum und (erweitertes) Rin- gumfeld diskursiv kurz. In Mehr guten Sport konstatiert er: Unsere Hoffnung gründet sich auf das Sportpublikum. Unser Auge schielt, verber- gen wir es nicht, nach diesen ungeheuren Zementtöpfen, gefüllt mit 15 000 Men- xer usw. ist, ist i. a. Oper und Indianerspiel.“ (vgl. Musil 2009, Transkriptionen & Faksimiles, Nachlass Mappen, Mappengruppe VII, Mappe VII/10) Fünf Jahre darauf, 1927, findet sich auf Blatt 16 der sogenannten Anders-Einzelblätter die Feststellung: „Oper u. Manöver = Boxen“ (vgl. Musil 2009, Transkriptionen & Faksimiles, Nachlass Mappen, Mappengruppe II, Mappe II/4) 156 Vgl. Fischer-Lichte 2004; Fischer-Lichte 2012; zumindest indirekt kommt Erika Fischer-Lich- te auf den Faustkampf zu sprechen: „Einen […] kulturellen Bereich, in dem Selbstverletzun- gen und -gefährdungen akzeptiert sind“, so die Autorin, „bilden die Jahrmarktsspektakel.“ (Fi- scher-Lichte 2004, S. 14) 157 Fischer-Lichte 2012, S. 54 158 Die folgenden Ausführungen orientieren sich an Fischer-Lichte 2012, S. 54–85, und Fi- scher-Lichte 2004, S. 63–318 159 Fischer-Lichte 2012, S. 54 160 Ebd., S. 62 161 Ebd. 162 Ebd., S. 76 163 Fischer-Lichte 2004, S. 227; vgl. ebd., S. 227–239 164 Fischer-Lichte 2004, S. 29 165 Ebd., S. 35 166 Ebd., S. 200 257 „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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