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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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schen aller Klassen und Gesichtsschnitte, dem klügsten und fairsten Publikum der Welt. Hier finden Sie die 15 000 Leute, die die großen Preise bezahlen und auf ihre Rechnung kommen, auf Grund einer gesunden Regelung von Angebot und Nach- frage. […] In den Sportpalästen wissen die Leute, wenn sie ihre Billette einkaufen, genau, was sich begeben wird; und genau das begibt sich dann, wenn sie auf ihren Plätzen sitzen:  nämlich, daß trainierte Leute mit feinstem Verantwortungsgefühl, aber doch so, daß man glauben muß, sie machten es hauptsächlich zu ihrem eige- nen Spaß, in der ihnen angenehmsten Weise ihre besonderen Kräfte entfalten.167 Das Theater müsse „jene faszinierende Realität bekommen“168, fordert er bereits drei Jahre darauf in dem Text Dekoration, „die der Sportpalast hat, in dem geboxt wird.“169 Boxbühnendispositionen: „Wie auf dem Theater“ Boxen als ein Bereich, der relevante diskursive „Dominantenverschie- bung[en]“170 auslöst – und dabei, wie bereits gezeigt, auf körperliche und geis- tige Möglichkeitsbedingungen verweist –, lässt sich in vielen dramatisch-dia- logischen Schriften Brechts belegen: vom Fragment Der Impotente171 und dem frühen Einakter Die Hochzeit über das Opernlibretto Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny mit seiner Aufforderung, das Boxen nicht zu vergessen, bis zu dem im Exil entstandenen Dramenfragment Das wirkliche Leben des Jakob Gehherda. Möglicherweise projektiert Brecht Mitte 1933, zur Entstehungszeit des Drei- groschenromans, auch ein Theaterstück: Boxkampf auf Kuba172. Neben der Le- benslauf-Kooperation arbeitet der Autor mit Paul Samson-Körner an dem Text Die menschliche Kampfmaschine.173 Die Frankfurter Uraufführung des Einakters Die Hochzeit erfolgt 1926 in einem Bühnenbild, das als Boxring gestaltet ist174; die Bühnenfläche von Die Maßnahme ähnelt ebenfalls einem stilisierten Box- kampfplatz175, und in Die Heilige Johanna der Schlachthöfe ist der Fleischerkönig 167 Brecht 1992c, S. 119f 168 Brecht 1992g, S. 283 169 Ebd. 170 Fischer-Lichte 2004, S. 43 171 Vgl. Brecht 1997c, S. 235: „Die Männer boxen im Salatgarten; dem Schwager werden die Eier eingetreten. Inzwischen vögeln die Weiber in der Kammer. Schlußtableau: Abendessen. Alle bis auf den Kaisch, der frißt: keinen Appetit.“ 172 Vgl. Jeske 1984, S. 97 173 Vgl. Shaw 1971, S. 80; im englischen Original: The Human Fighting Machine 174 Vgl. Berg 1993, S. 12 175 Vgl. Brecht 1988dd, S. 440; Friedrich Dürrenmatt wird 1968 in seiner Bearbeitung Play Strind- berg auf die Idee der Bühne als Boxring zurückgreifen, vgl. Baur 1976, S. 139 258 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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