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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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In der dritten Runde trifft die Lanze des Schwarzen Ritters, die darauf abbricht, Maschner. Gehherda führt den Kampf als Boxer fort, dem das Verhältnis von Wirklichkeit und Möglichkeit abhandengekommen scheint: Der Schwarze Ritter schlägt mit der eisernen Faust nach dem Gast Maschner. Sie beginnen zu raufen. Unterdessen beginnen unter ihnen die Pferde miteinander zu sprechen. Der Restaurateur beschwörend: Entschuldigen Sie, meine Herren! Der Mann wird selbstverständlich entlassen. Mein Personal ist den Gästen gegenüber zu strengster Reserve verpflichtet. […] Der erste Kellner … O Sommer 27! Der Schwarze Ritter hat den Gast Maschner mit einem furchtbaren Streich vom Pferde geschlagen. Allgemeine Bewegung. Gongschlag, nachdem der Schiedsrichter ihn ausgezählt hat. Der Schankkellner und der Schiedsrichter schleppen den Gefal- lenen seitwärts und befestigen ihn mit einem Strick an dem Schweif des Rappen. […] Die Zuschauer Er schleift ihn zu Tode! Er gibt keinen Pardon! Armer, leichtsinni- ger Mensch! Dabei ist er ein hübscher Junge.196 Der Schwarze Ritter erweist sich als gnädig. Er verpflichtet seinen unterlege- nen Konkurrenten, Sylvia zu heiraten; kurz darauf wird er von zwei Herren des Ladendiebstahls angeklagt und verhaftet.197Am Ende stolpert der Ritter in den Tod. Die physiognomische Großfigur des Boxers befindet sich im Taumeln und Hinfallen. Brecht entzieht dem Champion sein mythisches Substrat: Der schwarze Ritter Elende Krämer. Um des schönen Mammons willen hetzt ihr die Menschen, aber der schwarze Ritter wird euch nicht in die schmutzigen Hände fal- len. Nie! Nie! Nie! Er stößt sich den Dolch durch den Brustpanzer und sinkt zusammen.198 Brecht beschreibt Boxen als ein Wechselspiel von Bühnengeschehen, Sportak- teuren, Zuschauern, Licht- und Lärmregien; er tariert das Verhältnis zwischen modernem Sport und traditionellem Theater dabei neu aus, indem er den Blick vom eigentlichen Geschehen im Ring in die Peripherie lenkt. Mit Brecht lässt sich das „heuristische und kommunikative Potential der Boxkampf-Öffentlich- keit“199 als ausdifferenziertes soziales Handlungsfeld betrachten. Auf einem 196 Ebd., S. 739 (Hervorh. im Orig.) 197 Vgl. Brecht 1997d, S. 741 198 Ebd. (Hervorh. im Orig.) 199 Junghanns 1998, S. 58 262 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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