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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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4. Revier-Markierungen: Kampf, Lebenskampf, Körperkampf Brecht nimmt sich in seinen Texten zum Boxen ferner des Phänomens des Kampfes an.224 Einerseits verzichtet der Autor dabei weitestgehend auf die di- rekte, für den Sport mithin konstituierende Darstellung von Ringkampfgetüm- mel und Rundendramatik: „Brecht hat nie Kampfszenen geschildert. Sie boten nicht den Stoff, auf den er aus war. Er wollte darstellen, wie ein Ding funktio- niert, nicht, wie es aussieht.“225 In der Beschreibung der Möglichkeitsbedingun- gen des Boxens und der Darstellung von dessen interdiskursiven Dimensionen distanziert sich Brecht vom Genauigkeitspostulat der Neuen Sachlichkeit – von den Geboten der Objektivität und Mimesis: Es macht die Unübertrefflichkeit von Brechts Boxsportprosa geradezu aus, dass sich der Autor, nach einem Wort Musils, nicht auf die Rolle des „Abschilderers“226 beschränkt. Andererseits weist Brecht den Signalelementen von Kampf und Kraftkonkurrenz, die in den öko- nomischen, politischen und kulturellen Kontexten der Epoche zentral aufzu- spüren sind, mit „motivische[r] Dominanz“227 und der „insistence of an under- lying metaphor“228 einen festen Platz zu. „Es war die Wildheit, die mich an diesem Kampf interessierte“229, stellt der Autor, kaum in Berlin, dem boxsportli- chen Brennpunkt der Epoche eingetroffen, zu Beginn der 1920er-Jahre fest, „ein ,Kampf an sich‘, ein Kampf ohne andere Ursache als den Spaß am Kampf, mit keinem anderen Ziel als der Festlegung des ,besseren Mannes‘ ausgefochten“230: Nicht die Motive und Ziele der Kämpfe fesseln Brecht, „sondern ihr Ablauf und die Kampfform der Gegner“231, notiert Leo Kreutzer: „Kampf als Selbst- zweck.“232 Kampf aber auch als Bewährungsprobe eines bestimmten Existenz- und Lebensstils, wie später noch zu zeigen sein wird. Seinem 1923 in München uraufgeführten Drama Im Dickicht der Städte233 gibt Brecht jedenfalls einen von 224 In der kulturwissenschaftlichen Forschung findet sich der Vorgang bisweilen gespiegelt: Martin Lindner beschreibt die Verwandlung des Protagonisten in Brechts Parabelstück Mann ist Mann als Transformation zur „,menschlichen Kampfmaschine‘ mit positivem Unterton“. (Lindner 1994, S. 180) 225 Meinhardt 1996, S. 135 226 Musil 1976a, S. 342 227 Berg 1995, S. 134 228 Shaw 1971, S. 81 229 Brecht 1993a, S. 242 230 Ebd. 231 Kreutzer 1970, S. 569 232 Ebd. 233 Die 1. Fassung unter dem Titel Im Dickicht des zwischen 1921 und 1924 entstandenen, später in Im Dickicht der Städte umbenannten Stücks wurde am 1923 im Münchner Residenztheater uraufgeführt, vgl. Brecht 1989bb, S. 589 266 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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