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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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um „wenigstens von der See erzählen zu hören“312, und nach dem Scheitern seiner „erste[n] Liebe“313 begibt er sich auf Wanderschaft. Im Lebenslauf suche Brecht, so Jan Knopf im Brecht-Handbuch, „den realistischen Ausdruck, der die ‚Authentizität‘ nicht auf sturen Naturalismus (bloße Wiedergabe)“314 be- schränke. Der zeitadäquat-neusachlichen Vorstellung, die den „Menschen als Bewe- gungsmaschine, seine Gefühle als motorische Gebaren und die Charaktere als Masken“315 wahrnimmt, folgt Brecht hingegen nur in kalkulierten Ausnahme- fällen. Im Gedicht Gedenktafel für 12 Weltmeister, das die Namen der Boxwelt- meister im Mittelgewicht von 1891 bis 1927 versammelt, verzichtet der Autor nicht nur wegen seiner „Abneigung gegen die übliche Innerlichkeitskultur, die Lyrik als ‚Ausdruck‘“316 begreift, auf jede Form introspektiver Psychologie. Die Dichtung, deren „am poetischsten empfundene Zeilen fast wörtlich übernom- mene Formulierungen“317 aus einem Boxsportfachblatt sind, kapriziert sich na- hezu vollständig auf die kühle Präsentation der Leistungs- und Technikfertig- keiten durchtrainierter Sportler. Bob Fitzsimmons / Jack O’Brien / Stanley Ketchel / Billie Papke / Frank Klaus / George Chip / Al Maccoy / Mike O’Dowd / Johnny Wilson / Harry Grebb / Tiger Flowers / Mickey Walker – / Dies sind die Namen von zwölf Männern / Die auf ihrem Gebiet die besten ihrer Zeit waren / Festgestellt durch harten Kampf / Unter Beobachtung der Spielregeln /  Vor den Augen der Welt.318 Was vordergründig als nachdrückliches Lob des Boxens erscheint – und deshalb von Hanns-Marcus Müller zu einem „pedantisch-ostinate[n] Gedicht“319 abge- wertet wird –, entpuppt sich bei gründlicherer Analyse als kritische Fortschrei- bung einer Art „heilsgeschichtlich begründete[r] Genealogie“320, die das „histo- rische Geschehen auf die kontinuierliche Überbietung von Bestleistungen“321 herabsetzt: „Brechts Gedenktafel reduziert die Geschichte zur seriellen Abfolge 312 Ebd., S. 218 313 Ebd., S. 221 (Hervorh. im Orig.) 314 Knopf 1996b, S. 248 315 Lethen 1994, S. 10 316 Knopf 1996b, S. 67 317 Witt 1996, S. 213 318 Brecht 1993e, S. 382 319 Müller 2004, S. 174 320 Becker 1993, S. 244 321 Ebd. 278 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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