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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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der Höchstleistungen.“322 Selbst in der mit pathetischem Gestus entworfe- nen Gedenktafel verweigert sich Brecht weitestgehend dem Deklamatorischen, Mäandernden, Emphatischen des Boxens: „Die Was-Spannung soll zugunsten der Wie-Spannung zurückgenommen werden.“323 Brecht geht aber hier einen Schritt weiter. Der Autor begreift die ab 1891 in rascher Folge kanonisier- ten Boxsporttechniken, die fest mit den Namen der zwölf Sportler verbunden sind, gleichermaßen als Handhabe, sich des Boxens abseits der fetischisierten neusachlichen Technikbegeisterung zu nähern. Ökonomische und körperliche Ordnungen, die im weitesten Sinn die Bereiche des Mechanischen und Tech- nischen berühren, werden als Teil eines umfassenden Diskurses verstanden: „Er behandelt die Boxer so, als hätten sie Geschichte gemacht.“324 Bob Fitzsimmons erscheint bei Brecht als „Vater der Boxtechnik“325, Jack O’Brien fragte niemals „nach der Börse / Er ging aus von dem Standpunkt / Daß man lernt durch Kämpfe / Und er siegte, so lange er lernte“326; Stanley Ketchel ist der „rauhste Kämpfe aller Zeiten“327; Billie Papke das „erste Genie des Infightings“328; und George Chip ist der „unbekannte Mann aus Oklahoma / Der nie sonst Taten von Bedeutung vollbrachte“329. Brecht bringt Boxen auch in der Gedenktafel nicht mit ungefiltertem Techniklob in Verbindung.330 Die Kampfnamen der Wettkämpfer aus dem Gedicht er- starren etwa in Formelhaftigkeit, indem Brecht in den Lyrikgrundton Stilzüge des Dokumentarischen mischt: „Jack O’Brien, genannt Philadelphiajack“; „Billie Papke […] Der Name:  Menschliche Kampfmaschine“; „Mike O’Dowd / […] Mann mit dem eisernen Kinn“; „Harry Grebb, […] menschliche Windmühle“; […] „Tigerjack, […] Manassamauler / […] Das ‚Phantom, das nicht stillstehen konnte‘“; „Tiger Flowers, […] Neger und Pfarrer“331. Seine Kritik an der Do- minanz des technisch versierten, im Grunde jedoch maschinenartigen Boxens 322 Ebd., S. 246 323 Jeske 1984, S. 95 324 Knopf 1996b, S. 67; (Hervorh. WP) 325 Brecht 1993e, S. 380 326 Ebd. 327 Ebd. 328 Ebd. 329 Ebd., S. 381 330 Brecht hält auch der Versuchung der Reklamerhetorik stand: Er literarisiert nicht mit Hilfe von Metaphern und Detailbeschreibung und fügt den Sport nicht in konventionelle atmosphärische Zusammenhänge ein – im Gegensatz etwa zu Paul Boldts und Jürgen Theobaldys Boxgedich- ten sowie Paul Zechs Jack-Dempsey-Hymnus, in denen mit den Boxerzählbausteinen Hymnik, Drastik und Dramatik operiert wird, vgl. Boldt 1979, S. 63; Theobaldy 1976, S. 60f; Zech 1956, S. 365ff 331 Brecht 1993e, S. 380ff (Hervorh. im Orig.) 279 „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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