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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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Boxer – das sind jene Leute, die mit einem gutgezielten Faustschlage mehr verdie- nen können als ein Schriftsteller mit zehntausend treffenden Bemerkungen. Hier- aus folgt, daß Boxen ein interessanter Beruf ist. Leider gehört Talent dazu:  Schlag- fertigkeit.373 Auch Brecht ist Mitte der 1920er-Jahre noch davon überzeugt, dass Boxen einer „gesunden Regelung von Angebot und Nachfrage“374 zu unterliegen habe; das Publikum müsse dabei auf seine „Rechnung“375 kommen. Wie bereits weiter oben angeführt, merkt Brecht dazu in Mehr guten Sport explizit an: In den Sportpalästen wissen die Leute, wenn sie ihre Billette einkaufen, genau, was sich begeben wird; und genau das begibt sich dann, wenn sie auf ihren Plät- zen sitzen:  nämlich, daß trainierte Leute mit feinstem Verantwortungsgefühl, aber doch so, daß man glauben muß, sich machten es hauptsächlich zu ihrem eigenen Spaß, in der ihnen angenehmsten Weise ihre besonderen Kräfte entfalten. Das alte Theater hingegen hat heute kein Gesicht mehr.376 In seinen Texten zum Faustsport zeichnet Brecht aber bald just jene monetären Zirkulationsströme nach, die durch Boxen erzeugt werden – und die Physio- gnomie der Weimarer Alltagskultur prägen, also jene „verbundenen Geschäf- te“377, die zeigen, „wie […] ein Mann gemacht“378 wird, durchaus auch als eine Antwort auf die Frage, wie jemand etwas aus sich macht, „das dann angemessen vermarktet“379 werden kann. Brecht nimmt Boxen als „eine reale Möglichkeit der materiellen Existenzsicherung“380 und als ein Mittel gegen die „ökonomi- sche Peripherisierung“381 wahr; den Repräsentanten des sozialen Zwielichts und Managern wie Kampe im Kinnhaken, die Boxen in einen „Schiebungssport“382 verwandeln wollen, dient Boxen bekanntlich ebenfalls als Erwerbsquelle: Als Meinkes à la mode pejorativ dargestellter Manager fungiert der „dicke Kam- pe“383 in Doppelfunktion als Agent und Adept: Kampe sorgt sich nicht um 373 Kästner 1998a, S. 167 374 Brecht 1992c, S. 120 375 Ebd. 376 Brecht 1992c, S. 120 (Hervorh. im Orig.) 377 Knopf 1996b, S. 248 (Hervorh. WP) 378 Ebd. (Hervorh. WP) 379 Ebd. (Hervorh. WP) 380 Jost 1979, S. 54 (Hervorh. im Orig.) 381 Sicks 2004, S. 384 382 Brecht 1997e, S. 384 383 Ebd., S. 207 285 „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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