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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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Folgt man Brecht, beginnt die Wirtschaftsmoderne bereits im Frühkapitalismus eigentümliche Dynamiken und Motivierungen zu entwickeln. „Wir verdienten uns das Geld verdammt schwer durch das Rauchen, und wir verloren es un- geheuer leicht durch das Kartenspielen.“434 Mit der im Lebenslauf wegweisen- den Idee vom diskursiv erweiterten Umlauf des Monetären konfrontiert Brecht den Boxer auch in anderem Zusammenhang. Auf Schiffspassagen lernt Sam- son-Körner, als „Meßroomsteward“435 verantwortlich für die Stiefelpflege und die Wäsche, Schiffsoffiziere kennen, die den jungen Mann malträtieren: Es waren nicht die schlechtesten, die ich getroffen habe, nur war ihnen fast allen wohler, wenn sie einem langen und etwas langsamen Jungen mit den Stiefeln in den Rücken treten konnten, und sie legten großen Wert darauf, ihm im Vorbeige- hen ein Bein zu stellen und ihn dann freundlich in die Nieren zu boxen.436 Anfangs setzt sich Samson-Körner zögerlich zur Wehr. Bald schmettert er ei- nen seiner Peiniger jedoch an die Schiffswand; in ökonomischer Steigerungslo- gik erklärt Samson-Körner sein Verhalten: Ich machte das so:  es ist sehr wichtig, daß man bei einem Kampf möglichst zornig ist. Freilich, manchmal ist man das ganz von selber, aber manchmal will es auch einfach gemacht sein. Hatte ich zum Beispiel meinen Mann an die Kombüsen- wand zu schmeißen, dann gab ich mir vor allem zuerst einmal Mühe, gegen ihn aufgebracht zu sein. Ich sagte mir alles Schlechte, was zum Beispiel gegen seine Nase gesagt werden konnte, und wenn er nur herschaute, sagte ich mir gleich: wie frech der wieder herschaut! […] [A]m besten ist es, wenn man seinen Zorn so gut unterdrückt, als man kann, dadurch wächst er kolossal. 437 An einem der folgenden Abende, an dem Samson-Körner in einem „atlanti- schen Meer von Whisky“438 unterzugehen droht, wird der Boxer um seinen gesamten Besitz gebracht.439 „Ich hatte meine Lehre zu verdauen“440, folgert der Athlet, „daß die Sache mit der Kraft ihre zwei Seiten hat. Einerseits beka- men die Schwächeren die Prügel, aber andrerseits bekommen die Klügeren das 434 Ebd. 435 Ebd., S. 226 436 Ebd., S. 227 437 Ebd., S. 227 (Hervorh. im Orig.) 438 Ebd., S. 231 439 Vgl. ebd. 440 Ebd., S. 232 292 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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