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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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Geld, Geschäft, Gesellschaft, Gefecht und „Gemacht-Werden“490 scheinen in der Figur des Boxers verschmolzen. Im Entwurf A1 schreibt Brecht: Bei diesem Boxerroman ist das Boxen nicht die Hauptsache, obwohl auch daraus, alle verstreuten Stellen zusammengenommen, einige spannende Druckseiten he- rausgeholt werden. Aber interessanter ist es schon zu sehen, wie ein Mann durch Boxen Geld und Ruhm verdient und wie er es anfängt, daß er dann den Ruhm noch einmal zu Geld macht, kurz:  wie ein Mann „sich macht“. Interessant, wie alle möglichen Leute bestrebt sind, einen Helden zu bekommen, das heißt, einen guten Mann immer noch besser haben zu wollen, als er ist, und ihn mit sanftem Zwang kleiner Zeitungsnotizen und wohlgemeinten beiläufigen Erkundigungen bei Zi- garren und Cocktails nach dem Stand seines Muts und, wenn es sein muß, mit einem höllischen Privatleben-, Gesellschaft- und Presseklamauk in einen Weltre- kord hineinhetzen, kurz:  wie ein Mann „gemacht wird“.491 Brecht nähert sich im Kinnhaken, Renommee und im Lebenslauf dem Boxen als einem kulturellen Schlüsselphänomen, durchbuchstabiert in Diskursen, Prakti- ken, Geschäftsmodellen, wechselnden Topografien, sportlichen und alltagsna- hen Anschauungen, bewussten und unbewusst gesteuerten Verhaltensweisen. „Die Technik des Romans“, schreibt Brecht in Das Renommee, sei so gedacht: „Verflechtung sehr vieler, möglichst scharfer Detailszenen, ähnlich wie im Film.“492 In der Textschicht A1 präzisiert Brecht: Ganz im allgemeinen:  der ganze dornenreiche und verlockende Weg eines Man- nes, der außer allen Gesellschaftsklassen steht, aus einer Marseiller Hafenkneipe heraus, durch die Pariser Salons, in eine internationale tobende Kampfarena auf Kuba, der Weg von dieses Mannes Begabung für primitive Keilerei zu raffinierter Boxkunst, von natürlichem Instinkt für Sichdurchsetzen zu mit allen Wassern ge- waschener Praxis in Geschäfts- und Reklametricks.493 Sozialökonomische Aspekte avancieren zum konstitutiven Bestandteil des mo- dernen Lebens. Die Wirkkraft herkömmlicher existenzieller Bewältigungsstra- tegien schwindet: Die sportlichen Benimmregeln drohen außerhalb des Rings alarmierend zu versagen. Das müssen sowohl George Carrare in Das Renommee als auch Freddy Meinke in Der Kinnhaken einsehen. Meinkes temporärer sport- 490 Berg et al. 1981, S. 225 491 Brecht 1989a, S. 423 492 Ebd., S. 427 493 Ebd., S. 423 299 „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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