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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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perleistung mit personalem „Wundergefühl“15 assoziiert, ist der Körper selbst ein „Zaubersack“16, in dem „alle Erfolge der Welt stecken“17. Musil lässt auch die diskursiven Zentrifugalkräfte, die Boxen kennzeichnen, weitestgehend außer Acht: das Atmosphärische der Arena; den dionysischen Begeisterungstaumel auf den Rängen; die offene Metaphorik von Kampf und Lebenskampf; den An- blick teutonischer Heldenkörper im Ring; die evidenten Trainingsdrillmuster der Sportler; den asketischen Rigorismus der Athleten; die sportive Auseinan- dersetzung in Form ritualisierter Gewalt – mit einem Wort: die ganze Trivialität des Boxens. In Musils Reflexionen lassen sich die Umrisse einer kulturellen Mo- derne erkennen, die auf Durchmusterung angrenzender und entfernter diskursi- ver Bereiche des Boxens angelegt ist: „Der Sportbetrieb erscheint in seinen Tex- ten als Verkörperung der modernen Kultur“18 – als Gesamtheit jenes diskursiven und körperlich-praktischen Geflechts, das gemeinhin als Moderne firmiert. In den Schriften Musils erscheint Boxen als ein Zentralmotiv der Zwischenkriegs- literatur. Er entschlackt den Sport nicht nur vom Goldenen-Zwanziger-Jah- re-Pathos; durch „vorsichtige Einkreisung des Untersuchungsgegenstandes“19 dringt Musil im Mann ohne Eigenschaften wie in der Figurenstudie über den Boxer Faust Magenschlag im Tagebuch, in seinen Schriften zum Sport – Als Papa Tennis lernte; Der Praterpreis; Durch die Brille des Sports; Kunst und Moral des Crawlens und Randglossen zu Tennisplätzen – wie in der Erzählung Der Riese Agoag und in der kaum beachteten Studie Psychotechnik und ihre Anwendungs- möglichkeit im Bundesheere in Bereiche körperlich-sinnlicher Erfahrung vor, die von den spezifischen Ökonomien und Bedingungen des Boxens mitgeprägt sind, oder in denen Boxen als bestimmender Aspekt mehr oder minder verdeckt mitschwingt. Die einzelnen Diskurs- und Praxisfelder werden dabei nicht von- einander isoliert untersucht, sondern zu komplexen Arrangements mit unschar- fen Grenzen verkoppelt, wobei die derart begründeten Wissensformate und Machtkonzeptionen über das faktisch Gegebene hinausweisen und eine neue Handhabe für das Verstehen der Weimarer Alltagswelt und des gesellschaftli- chen Subsystems Sport bereitstellen. Im Folgenden werden Musils Gedanken- bewegungen zum Boxen, die durchaus die „radikale Modernität“20 dieses Autors mitbegründen, in drei Schritten nachverfolgt: in einer Annäherung, einem Um- weg, der die reflektorischen Beziehung des Autors zu Sport und Boxen klärt, 15 Ebd. 16 Ebd. 17 Ebd. 18 Fleig 2008, S. 7 19 Lindner 1994, S. 377 20 Ebd., S. 27 307 Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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