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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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Im Foucault-Raster: Boxen als Methode Für Musils Fusionsversuche von Körper, Geist und Seele im Zeichen des Boxens stellen Foucaults Überlegungen zu Verbindung und Funktion diskursiver Netze gewissermaßen die kategorialen Raster. Im Rückgriff auf Foucault lässt sich Bo- xen als Methode praktikabler Körperkonstitution begreifen – als „Technologie des Selbst“295 und „Selbsttechnik“296. Boxer eignen sich Kraft und Ausdauer sowohl selbsttechnologisch als auch, durch Muskelformungsgeräte unterstützt, fremdtechnologisch an; dabei gelangen „Techniken“297 zur Anwendung, die es „Individuen ermöglichen, mit ihren eigenen Mitteln bestimmte Operationen mit ihren eigenen Körpern, mit ihren eigenen Seelen, mit ihrer eigenen Lebens- führung zu vollziehen“298. Das Ziel der Selbstermächtigung durch boxsportli- chen Drill, der den Boxer in die Ökonomien von Kraft, Tempo, Konkurrenz, Technisierung und Heroenkult eingespannt erscheinen lässt, ist, „sich selber [zu] transformieren, sich selber [zu] modifizieren und einen bestimmten Zustand von Vollkommenheit, Glück, Reinheit, übernatürlicher Kraft [zu] erlangen“299. Von den kursierenden Umgebungskräften kann sich der Boxer, gleichermaßen im unentwirrbaren Knotengeflecht der Alltagsideologien und Zeitströmungen verheddert, nicht lösen. Die Fragen nach der „Interaktion zwischen einem selbst und anderen“300 und der „Geschichte der Formen, in denen das Individuum auf sich selbst einwirkt“301, bezieht Foucault in seine Überlegungen zu den diskur- siven Austauschprozessen mit ein. „Er trug nicht die Muskeln des Sports wie der Körper vieler, sondern schien einfach und mühelos von Natur aus Muskeln geflochten zu sein“302, entwirft Musil in Die Amsel ein vom gängigen Athle- tentypus abweichendes Sportlerbild: „Ein schmaler, ziemlich kleiner Kopf saß darauf, mit Augen, die in Samt gewickelte Blitze waren, und mit Zähnen, die es eher zuließen, an die Blankheit eines jagenden Tiers zu denken, als die Sanftmut der Mystik zu erwarten.“303 Kühnere Körperbilder entwirft kein anderer Autor in der Zeit der Neuen Sachlichkeit. In Durch die Brille des Sports fasst Musil das Prototypische des modernen Sports in augenfälliger Ausprägung zusammen: 295 Foucault 1993, S. 27 296 Ebd., S. 28 297 Foucault 1981a, S. 35 298 Ebd. 299 Ebd., S. 35f 300 Foucault 1993, S. 27 301 Ebd. 302 Musil 1978d, S. 549 303 Ebd. 338 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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