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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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lernte. Musils Denken in Verflechtungszusammenhängen ist in den Tagebüchern in einem frühen Entwurfsstadium des Mann ohne Eigenschaften phänomenolo- gisch bereits aufspürbar.340 Im zwischen 1920 und 1926 entstandenen Heft 21 finden sich folgende Überlegungen: Eine Menge widerspruchsvoller Eigenschaften erklären sich so. z. B. daß ein Pri- vatdozent Boxer ist. Rest eines Wunsches nach Größe mit knabenhaftem Inhalt. Später zu einem Verbindungsmittel mit der Menschheit geworden. Glücklich in Prügeleien. (Vielleicht mit solch einer beginnen. Dann Wohnung am nächsten Morgen.)341 Musil platziert das Boxen vor dem Hintergrund jener Diskurse und Praktiken, die „eng mit der Wahrnehmung und den Darstellungsformen des Körpers ver- bunden“342 sind. Körper, Kampf und Kraft erscheinen aber nicht als fixe Kon- stante, sondern bewegen sich auf dem „Boden der Ambivalenz-Erfahrung“343; der biologische Körper als „kulturelle Norm“344 bildet nicht mehr den einzigen „Bezugspunkt der Argumentation“345. Musil erhebt den Körper zu einem dis- kursiven Konstrukt; der Körper ist „die Bühne, auf der die miteinander rin- genden Kräfte streiten wie die Redner auf der Agora: Kräfte der Regulation, der Disziplinierung und der Normierung wirken auf die Körper ein.“346 Über das Prinzip der Körperdominanz, das der Epoche innewohnt, vermittelt Musil im Mann ohne Eigenschaften aber zugleich seine Kritik an demselben. Für den „Körper als Ganzes“347 stünden, klagt der Erzähler im Mann ohne Eigenschaften, nur „Modevorbilder“348 zur Verfügung – oder „höchstens eine Art moralischer Naturheilphilosophie“349. Die Körper dürfen sich nur mehr gemäß diesen Scha- blonen entfalten; das Streben nach der „Wiedergeburt des Leibes“350 gibt Musil in Als Papa Tennis lernte zugleich der Lächerlichkeit preis. „Sportler und Sport- lichkeit können nicht für den idealtypischen Menschen stehen“351; die Athle- 340 Vgl. Fischer 1999, S. 132 341 Vgl. Musil 1976a, S. 597 342 Fleig 2008, S. 19 343 Bernett 1960, S. 150 344 Gamper 2001, S. 42 345 Ebd. 346 Alkemeyer 2009, S. 50 347 Musil 1989a, S. 286 348 Ebd. 349 Ebd. 350 Musil 1978h, S. 690 351 Fischer 2001, S. 106 344 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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