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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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heute. Man wußte bloß nicht, wohin. Man konnte auch nicht recht unterscheiden, was oben und unten war, was vor und zurück ging.506 Überblick und Orientierung sind auch Ulrich abhandengekommen. Die „vor- nehme Stille“507 seiner in sicherer Distanz zum Straßengetümmel gelegenen „Gelehrtenwohnung“508 garantiert kein Behütetsein und keinerlei soziale Abge- schiedenheit. Die Szenerie auf der Straße vor dem Fenster – Autos, Fußgänger, Trambahnen, in den Epochensignaturen von Tempo und „ameisenhafte[r]“509 Masse kompakt verzurrt510 – bildet sich in Ulrichs „Netz des Blicks“511 ab, wie Musil Ulrichs Auf-die-Straße-Blicken mit einem Idiom aus dem Bereich der Flechtwerk-Metaphorik umschreibt. Die „Sprünge der Aufmerksamkeit […], die Leistungen der Augenmuskeln, die Pendelbewegungen der Seele“512 ver- sucht Ulrich deshalb in eine Einheit zu verschmelzen, bevor er „zwei Schlüs- se“513 zu ziehen beginnt, in denen er die „Muskelleistung“514 von Bürger und Athlet gegenüberstellt und zukünftiges „rationalisiertes Heldentum“515 ironisch beschwört. Neben Hanteln und einer schwedischen Leiter zählt zu Ulrichs pri- vaten Sportrequisiten auch ein Punchingball.516 Fast „wie ein kranker Mensch, der jede starke Berührung scheut“517, so entfernt sich Ulrich von seinem Be- obachtungsposten am Fenster – und demonstriert augenblicklich, wie man im Sinne Nietzsches mit dem Hammer philosophiert. Als Ulrich, sein angrenzendes Ankleidezimmer durchschreitend, an einem Boxball, der dort hing, vorbeikam, gab er diesem einen so schnellen und heftigen Schlag, wie es in Stimmungen der Ergebenheit oder Zuständen der Schwäche nicht gerade üblich ist.518 506 Ebd. 507 Ebd., S. 12 508 Ebd. 509 Ebd., S. 13 510 Vgl. ebd., S. 12 511 Ebd. 512 Ebd. 513 Ebd. 514 Ebd. 515 Ebd., S. 13 516 Vgl. ebd., S. 893 517 Ebd., S. 13 518 Ebd. 364 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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