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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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im Sinnenrausch. Sein Handeln im grellen Scheinwerferlicht erweist sich als komplexes Agieren, das, aus dem Kanon des Populären und Populistischen her- ausgelöst, dem prüfenden Blick der Kulturwissenschaften standhalten kann: Das grob gerasterte Bild vom Boxen wird ausdifferenziert, indem auf die zahl- reichen Verflechtungen von Sport, Ökonomie und Gesellschaft verwiesen wird; die in der Zeit zwischen den Weltkriegen popularisierte Boxerfigur wird mit einer an Michel Foucault orientierten Analyse als ein Phänotyp der Moderne etabliert. Die analytische Anstrengung umfasst die Verortung des Sports in der Form eines dominanten Netzwerks ausdifferenzierter Beziehungen zwischen unterschiedlichen diskursiven Formationen: Die Kulturtechnik des Boxens, die sich aufgrund ihrer agonalen und atavistischen Grundausrichtung, die sich in Aggression, Brutalität und Blutrausch niederschlägt, als ein kulturelles Kapital immer wieder selbst infrage stellt, kann im Zugriff auf Foucaults Ideengebäude als der Ausdruck einer Wissens- und Machtform beschrieben werden, die durch soziale Praktiken und körperkulturelle Effekte zur Konstitution moderner Sub- jektivität beiträgt. Folgt man Foucaults Denkprogramm, lässt sich Boxen als Ensemble verstehen, das körperliche, apparative und performative Praktiken und Diskurse, bauliche Formationen und Institutionen, optische und akusti- sche Reize, Individuen als Akteure und Kollektive als anonyme Massen umfasst; Boxen findet sich im Spannungsfeld von Körper, Kampf und (Gegen-)Kultur, in engem Zusammenhang mit Konzepten der Heldenverehrung, Individuation, Selbstführung und Existenzklärung. Boxen in der Literatur passiert im Zeichen intensivierter Technik- und Kampfdiskurse, im Schatten von Körpertechnisie- rung und Lebensbewältigungsprogrammen, im Licht möglicher Existenzspie- gelung, unter dem Eindruck von Körper- und Menschendurchformung durch Trainingsschinderei. Damit rückt die Figur des Boxers in den Kreuzungspunkt der diskursiven Blickführungen, nämlich als ein von Literatur und Medien fa- vorisierter Typus, der kontrolliert praktizierte physische Gewalt übt und spezi- ellen Umgang mit sich und seinem Körper pflegt. In ihrem erklärten Vorsatz, die sozialen und historischen Referenzen des Boxens mit den differenziellen Macht-, Wissens- und Subjektivierungsmöglichkeiten dieses Sports in syn- chrone und diachrone Kontexte zu stellen, zieht diese Untersuchung ein um- fangreiches Korpus an Texten als kulturelle wie ästhetische Artefakte heran. Die Trivialliteratur erhebt den Boxer zu einem Exponenten des Zeitgeists, der sich tendenziell und leicht durchschaubar den Moden der Epoche anpasst, fern ver- tiefender sozialer und psychosozialer Konfigurationen. Die elaborierte Literatur dagegen bezieht unterschiedliche gesellschaftliche und interdiskursive Formati- onen des Wissens ein – Boxen wird zu einem mehrdimensionalen Darstellungs- objekt erhoben, in das eminente Zeitsignaturen eingeschrieben sind. Bei Bertolt Brecht erscheint der Boxer bereits untrennbar in sozioökonomische Sphären 392 | Zusammenfassung
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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