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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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und Dimensionen des spezifisch Körperlichen und Performativen eingebunden. Schließlich erkennt Robert Musil im Boxen einen Schlüssel zur Moderne. Ul- rich aus dem Mann ohne Eigenschaften reagiert auf die Unübersichtlichkeit und Widersprüchlichkeit der Welt mit neuen Möglichkeiten des Denkens und Han- delns: Welt und Ich sind in einem erweiterten Wahrnehmungshorizont aufge- hoben. Darüber wird nun abschließend genauer zu berichten sein, indem die gewonnenen Ergebnisse von Faust und Geist aufgezeigt werden. Sport-Mode: Die Inkonsistenz des Boxens im Trivialroman In den Erzählungen, Reportagen und Romanen der Trivialliteratur, die mit dem Boxerroman in den 1920er- und 1930er-Jahren ein kurzlebiges Genre generiert, erscheint der Athlet als ein Exponent des Zeitgeists. In den Texten von Hannes Bork, Horst Hellwig, Felix Hollaender, Ernst Klein, W. K. von Nohara, Werner Scheff, Max Schievelkamp, Johannes Sigleur, Adolf Uzarski, Victor Witte, Lud- wig von Wohl, Olga Wohlbrück, Vicki Baum und Paul Gurk werden Sporthel- den mit psychologischer Restausstattung in den Ring entsandt, deren charakter- liche Dispositionen generisch auf Kraftapostolat und Kampfprämisse aufgebaut scheinen, denen Exzeptionelles und nahezu Erhabenes innewohnt: Die Tätigkeit des Boxens ist synonym gesetzt für jene Form der Modernität, die sich in Mode und unscharfer Momentaufnahme verliert. Die Boxerfigur wird als Verkörpe- rung eines Streiters in eigener Sache interpretiert, ausgestattet mit schlichter Triebpsychologie und typisierten Verhaltensmustern, ein Sklave von Muskel- formungsapparatur und Enthaltungswut. Der Boxer betritt den Turnierplatz als geradezu messianisch verklärte Gestalt; die Geschehnisse im und um den Ring suggerieren reine Präsenz und Unmittelbarkeit – unter Anteilnahme eines Au- ditoriums, das durch die Kopräsenz vieler Menschen zu einer Art vegetativ in- stabilem Großkörper verwandelt scheint. Die Faszination des Technischen tritt dabei in der Maskerade des Sportsmanns auf – die Gestalt des Boxers wird zum Zerrbild entstellt. Das Bild des Boxers, des pathetisch agierenden Poseurs rebel- lischen Heldentums, erstarrt zur Schablone. Der Krise des analytischen Geistes hält Boxen in der trivialen Belletristik radikale Vereinfachung und heroische Klischeebilder entgegen. Das Gros der boxaffinen Autoren der Epoche erweist sich als willfährige Verkünder solcher Einsichten; Boxer werden zu Rittern des Sport-Chic und Maschinengeistern stilisiert, ihrem gravitätischen Tanz wird schwärmerisch applaudiert. Die Autoren kommen durch Boxhelden- und Rin- gromantisierung den Identifikationswünschen und Verehrungsbedürfnissen des Publikums entgegen; Boxen wird eine zentrale Abbildfunktion zugesprochen, indem die Textsorte tief in vertrauten Begriffs-, Mentalitäts- und Denkreser- 393 Zusammenfassung |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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