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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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keit herausgreifen, fetischisieren und mit bestimmten Tendenzen und Klischees versehen. Stilisierung und Selbstbild, Leistungsprotzerei und Kraftprahlerei der populären Boxerfigur und deren tendenziöse Bedeutungsüberfrachtung wer- den in Zweifel gezogen, die durch Boxen aufgespannten Projektionsflächen für Identitätskonstruktionen kritisch inspiziert. Deutliche Hinweise der Distanzie- rung erfolgen sowohl auf die Posen des Boxens und die kalkulierten Strategien der Selbstaffirmation durch Kampf und Körpertechnisierung als auch auf jene Vulgärphilosophie, die besagt, dass der Faustkampf als charakteristische Re- aktion auf politische, soziale und kulturelle Erfordernisse der Zeit wie immer geartete Maximen der Lebensführung bereitstelle. Die Körpererneuerung im Zeichen von Trainingssaal und Kraftkammer wird mit Distanz und Skepsis be- trachtet; Wettkampfvorbereitung und Übungsstaffellauf als fetischisierte Ritu- alisierungen kenntlich gemacht; der Zusammenhang von Boxsporttraining und Machbarkeit des Lebensglücks, von den Zeitgenossen nach dem Prinzip kom- munizierender Röhren imaginiert – diese Gedankenkette wird aufgelöst. In den Typus des Boxers wird psychologische Tiefe eingesenkt; die Frage nach der Ins- trumentalisierung des Boxens auf die Konnotationsfelder Nationalismus, Licht- metaphorik und Pseudoreligiosität ausgeweitet. Das rituell überformte Boxen mitsamt seinen kognitiven wie körperlichen Wissensbeständen wird dekuvrie- render Ironie und satirischer Verzerrung preisgegeben – mit dem Ergebnis, die Disposition des Boxens zum Totalen (und Banalen) umfassend zu hinterfragen. Um die fetischisierten Rituale des Ringsports zu verstehen, implementieren die Autoren in ihre Texte ironisch-subversive Handlungs- und Formstrukturen; mit Hilfe von Situationskomik, surrealen, karikierenden und märchenhaften Erzähl- haltungen werden die Ordnungen des Boxens, die sich hinter dem Tumultarti- gen dieses Sports zu verbergen wissen, vor dem Hintergrund gängiger Bild- und Sprachkonventionen effektuiert: Der Prosazweig zeichnet sich durch deutliche Tendenzen zu Travestie und Entschleierung aus, durch kritische Bestandsauf- nahme und Problematisierung der boxsportlichen Zeitsignatur; durch den Ver- such einer Entlarvung des ideologischen und zuweilen fast mythischen Scheins der Sportart. Der Boxsportler als Phänotyp der Epoche wird durchmustert; das boxerische Koordinatensystem neu justiert und kalibriert, die überhöhte Leitfi- gur zur Disposition gestellt. Die glorifizierten Werte und Rituale scheinen nicht mehr fraglos; konstatiert werden Formen allgemeiner Kraftlosigkeit, kollektiven Boxbegeisterungsschwunds und das Verbleichen der Boxerbilder in die Karika- tur und in die Groteske gesteigerter Komik. Die Heroenfigur wird von Erschöp- fung, Verunsicherung und Selbstzweifel geradezu invasiv ergriffen, bis hinein in die Namensgebung und die Phantasmagorien der Lebensglücksuche durch den Sport: Im Rückgriff auf Foucaults Methode der Diskursanalyse lässt sich das Feld der elaborierten Literatur als ein kulturelles und ästhetisches Reservoir von 396 | Zusammenfassung
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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