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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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Körperökonomiekritik und Entmystifizierung der boxsportlichen Kraftmeierei fixieren. Das literarisierte Boxen nimmt verstärkt diskursive Pole in sich auf: Lebensmentalitäten, Praktiken, Ideologien, Fach- und Alltagskenntnisse so- wie psychologische Plausibilitäten, aber auch Wissensformen des Komischen, die Joseph Roth in vielen seiner Texte und Ernst Krenek in Schwergewicht oder Die Ehre der Nation ins Parodiehafte, Kurt Schwitters in Merfüsermär und Klabund in Spuk ins Monströse kippen lassen. Auch insofern kann Boxen als eine Enzyklopädie des Sozialen zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelesen werden. In den Körper des Boxers scheinen bestimmte diskursive Ökonomien einge- schrieben: Das Ideal der Propagierung wird subversiv unterlaufen, indem der Sport in Relation gesetzt wird zu kleinteilig heruntergebrochenen Wissens- und Disziplinarformationen. Die körperliche Regulierbarmachung wird hinterfragt; die leibliche Konstitution des Einzelnen gilt nicht mehr als sakrosankt. Ernst Krenek, Klabund und Roth präsentieren entzerrte Boxerbilder: Ihre Körper – wie das Denken des Körperlichen – haben die Athleten in Training, Bildnis eines Boxers, Schwergewicht oder Die Ehre der Nation oder Der Boxer nicht mehr im Griff. Diese Athleten erscheinen als Individuen, die in einem Geflecht von Machttechnologien, diskursiven Formationen und Praktiken verfangen sind. Das ,Geistige‘ im Sport wird als kulturelle Setzung entlarvt – die Subjektivität der Boxer bildet sich abseits der körperlichen Dimension in verhängnisvoller Ausprägung ab: Die Sportler in diesen Texten sind in komplexen diskursiven Zeichensystemen verfangen – die schockartigen Erfahrungen mit Boxen, denen die Protagonisten ausgesetzt sind, zeugen davon. Damit wird aber nicht nur die mutmaßlich leichte Lesbar- und Verständlichkeit der Sportart von Komple- xität, Dynamik und des Chaos im Trainingssaal oder im Ring überlagert: Die Perspektive auf den Sport schlägt in eine skeptische bis negative Anthropolo- gie des Boxens um, die Kritik und Glücksentzauberung an den existenziellen Verheißungsmechanismen übt. Der panoptische Blick enttarnt die kollektive boxsportliche Verzückung als fixe Idee; der Mann im Ring wird mit Ethno- grafenblick gemustert. Anstatt Boxen qua Affirmation zu nobilitieren, wird ein Spektrum erweiterter Betrachtungs- und Beschreibungsperspektiven narrativ erprobt. Boxen bewegt sich in Richtung des kausalen, vernetzten Denkens der Moderne. „Zeitfiguren“: Brechts Boxraumerweiterung Während sich das Kollektiv der trivialliterarischen Autoren dem Boxen in af- firmativ-hymnisch gestimmter Tonart nähert und das Gros der neusachlichen Boxsportbeobachter punktuell Ironisierung, Marginalisierung und sarkastischen 397 Zusammenfassung |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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