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12 Karel Hruza
schluss von politischem Bruch und innerwissenschaftlichem, paradigmatischem Wandel
gerechtfertigt ? Die Frage mag nicht für alle dargestellten Protagonisten von unmittelbarem
Belang sein, auch enden die Beiträge in den gegebenen Fällen durchaus nicht strikt mit
dem Kriegsende. Aber […] ein historiographiegeschichtlich begründetes Ende des Untersu-
chungszeitraumes hätte zusätzliche Erkenntnisperspektiven eröffnen können. Dies jedoch
sei weniger als Kritik denn als Überlegung und Anregung verstanden, insgesamt erfährt die
[…] essentielle Verbindung von biographischer Darstellung und historiographiegeschichtli-
cher Forschung in diesem zweiten Teil […] eine eindrückliche Bestätigung.“
Rudolf Schieffer schrieb7, dass „durchweg gründlich aus Quellen recherchierte Lebens-
bilder geboten werden, die neben der wissenschaftlichen Leistung auch die öffentliche
Wirksamkeit und die politische Haltung der Porträtierten zur Sprache bringen“. Stefan
Jordan stellte fest8, dass „der Weg der österreichischen Geschichtswissenschaft in die Zeit
des Nationalsozialismus doch den roten Faden“ im Buch darstelle „an dem die Biographien
dieses Bandes und seines Vorgängers aufgezogen sind. Alle Artikel nehmen ausführlich
darauf Bezug, und sie tun dies in einer wohltuend differenzierten, kritischen und quellen-
basierten Weise, die die unlösbare Mischung aus politischer Ideologie, Karrieremustern,
wissenschaftlicher Orientierung und sozialem Umfeld als entscheidend für die Lebenswege
herausstellt. Für die meisten Persönlichkeiten in Hruzas Band stehen umfassendere Mono-
graphien noch aus ; die Artikel leisten daher häufig Grundlagenarbeit und dürfen als ein-
schlägig für die jeweiligen Persönlichkeiten bezeichnet werden. Bei allen Qualitäten und
Vorteilen, die man Hruzas Werk zusprechen muss, sollte doch ein Kritikpunkt wiederholt
werden, der schon mit Bezug auf den ersten Band erhoben worden war : Unter den […]
porträtierten Historikern vermisst man die Namen führender Vertreter der österreichi-
schen Geschichtswissenschaft wie Franz Borkenau, Otto Brunner, Adolf Helbok, Oswald
Redlich, Lucie Varga und Hermann Wopfner.“ Schließlich kritisiert Jordan, dass die port-
rätierten Personen wissenschaftlich nicht „exemplarisch für etwas stehen“ und „sie in ihrer
Zusammenschau“ nicht „ein Spektrum gängiger Methoden, Wissenschaftsauffassungen
oder politischer Ausrichtungen repräsentieren“. „Das Werk folgt keiner großen Program-
matik wie [Hans-Ulrich] Wehlers ‚Deutsche Historiker‘. Insofern sollte eine ‚kleine‘ Pro-
grammatik wie ein repräsentativer Aufriss der österreichischen Geschichtswissenschaft auf
dem Weg in die NS-Zeit konsequent weiter ausgearbeitet werden.“
Jiří Němec, Autor einer tschechischen Rezension, bemerkte9, dass der zweite Band
„über zeugende Analysen mit einem reichhaltigen Anmerkungsapparat und häufigen
Quel lenzitaten“ enthält. „Der Herausgeber und das Autorenteam haben für den zweiten
7 Rezension in : DA 69 (2013) 179f.
8 Rezension in : ZfG 62 (2014) 469f.
9 In : Časopis matice Moravské 133 (2014) 447–450.
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Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625