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Österreichische Historiker 1900–1945 13
Band wiederum herausragendes Material für das Verständnis der Entwicklung nicht nur
des historiographischen, sondern mit Blick auf die damalige Exklusivität der Geschichte
unter den Humanwissenschaften auch des intellektuellen Feldes überhaupt im damaligen
deutsch-österreichischen Teil Mitteleuropas zubereitet […]. Die Studien der beiden bis-
her veröffentlichten Bände zeigen anhand konkreter Schicksale von Intellektuellen den
komplizierten Weg, den die österreichische (deutsch-österreichische ?) Historiografie im
Zuge des Zerfalls der Habsburgermonarchie einschlug. Das Buch versammelt (mit der
Ausnahme Max Dvořáks) deutschsprachige Historiker, die im Österreich der Zwischen-
kriegszeit und fallweise auch in der Tschechoslowakei […] wirkten und die versuchten,
sich auf den Ruinen der Donaumonarchie mit ihrer überwiegend deutschen nationalen
Identität in Staatsgebilden, die außerhalb Deutschlands lagen, zurechtzufinden. Viele der
analysierten Historiker empfanden [dieses Leben außerhalb Deutschlands] als Unrecht,
da Deutschland als einziger oder zumindest als der ‚wichtigste‘ Staat der deutschen Nation
aufgefasst wurde. Das spielte sich freilich zu einer Zeit ab, in der die nationalsozialistische
Idee der Vereinigung von [deutscher] Nation und Staat in einem Nationalstaat als die
beste und zugleich die bestimmende Idee für die gegenwärtige und zukünftige politische
Ordnung erschien. […] Ziel des Herausgebers und der Autoren war es, gleichzeitig wis-
senschaftliche Karrieren und wissenschaftliche bzw. publizistische Texte von Historikern
in ihrer breiten Verwurzelung in der sozialen und politischen Realität zu verfolgen und zu
analysieren, also Historiker als öffentlich wirkende Intellektuelle zu betrachten.“
Wolfgang E. J. Weber schrieb in seiner Rezension10 : „Betrachtet man die Sammlung als
zumindest impressionistisch aussageträchtige Grundgesamtheit, lassen sich u. a. folgende
Feststellungen treffen. Auch im Österreich der wechselvollen ersten Hälfte des zwanzigs-
ten Jahrhunderts standen dezidiert patriotisch-national-politisch engagierten Historikern,
deren Anzahl und Entschiedenheit im Engagement nach 1918 zunahmen, subjektiv apoli-
tische bis positivistische Quellenforscher gegenüber. Der unübersehbar massive Einbruch
des Nationalsozialismus setzte bei den politischen Historikern an. Er war vor allem mit
methodisch-konzeptionellen Präzisionsverlusten, d. h. Deprofessionalisierungstendenzen,
verbunden. Karriereentscheidend und damit entscheidend für die ‚zünftige‘ Wirksamkeit
blieben aber auch die Aneignung und Einhaltung bestimmter fachkultureller Auffassungs-
und Verhaltensstandards (der ‚Comment‘) und insbesondere Protektionsverhältnisse. Wie
diese Protektionsstrukturen über Lehre und Betreuung zustande kamen und sich verfestig-
ten, bedarf insbesondere mangels von Befunden darüber, was in den Seminaren geschah,
noch weiterer Analyse. Schließlich sind auch die Parallelen, Spannungslagen und Wider-
sprüche von bzw. zwischen fachwissenschaftlicher Reputation und öffentlicher Prominenz
10 In : MIÖG 123 (2015) 550–552.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625