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32 Johannes Holeschofsky
suppliert hatte, 1893 die Ernennung zum Extraordinarius für Allgemeine Geschichte und
Historische Hilfswissenschaften in Wien. 1897 erfolgte die Ernennung zum Ordinarius,
nachdem er 1895 eine Berufung an die deutsche Universität Marburg abgelehnt hatte.
3. frühe editorische und hilfswissenschaftliche
hauptwerke
3.1 Privaturkunde / Allgemeine Urkundenlehre
1911 fasste Redlich seine Studien und Vorlesungen, die zum Großteil schon vor 1900
entstanden waren, zu einem Handbuch zusammen9. Dieses gilt als epochemachendes
Meisterwerk zur Geschichte der Privaturkunde10. Bereits Ficker hatte den früher auf die
Herrscherurkunden gerichteten Fokus der Forschung auf die Privaturkunden gelenkt.
Ausgangspunkt von Redlichs Untersuchungen waren die in seiner Institutsarbeit behan-
delten sogenannten Brixner Traditionsbücher, die bereits Albert Jäger bearbeiten wollte.
Traditionsbücher sind handschriftliche Notizen über mittelalterliche Rechtsgeschäfte.
Diese geben höchst interessante sozial- und alltagsgeschichtliche Einblicke, sind jedoch
undatiert und deshalb höchst schwierig zu edieren.
Weiters verfasste der aufstrebende junge Historiker eine Untersuchung über die bay-
erischen Traditionsbücher und eine weitere über kärntnerisch-salzburgische Traditions-
bücher. In dieser Untersuchung bot er, die Ansätze Sickels und Fickers (offensichtlich
sehr gegen den Willen Sickels) vereinigend, laut Auffassung Santifallers einen allgemein
anwendbaren, übersichtlichen Leitfaden für die Behandlung der Privaturkunde11. Bereits
1887 kündigte der junge Privatdozent in Innsbruck eine Vorlesung an, die einen Über-
blick über die Geschichte der deutschen Privaturkunden enthielt. Seine Arbeit über „Ge-
schäftsurkunde und Privaturkunde“ erschien im Jahr 1901 und erweiterte gemäß Santi-
faller im Anschluss an Heinrich Brunners Forschungen das Verständnis von Begriffen wie
Geschäftsurkunde und Beweisurkunde, Carta und Notitia, Handlung und Beurkundung.
Santifaller hielt noch im Jahr 1947 Redlichs Standardwerke für unübertroffen12, außer-
9 Oswald Redlich, Die Privaturkunden des Mittelalters (Handbuch der mittelalterlichen und neueren Ge-
schichte IV, Tl 3. München 1911).
10 Santifaller, Redlich (wie Anm. 1) 34. Zur Privaturkunde siehe Paul Herold, Wege der Forschung. Über
den Begriff und das Wesen der mittelalterlichen Privaturkunde. Wege zur Urkunde – Wege der Urkunde
– Wege der Forschung. Beiträge zur europäischen Diplomatik des Mittelalters, hg. v. Karel Hruza, Paul
Herold (Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Beihefte zu J. F. Böhmer, Regesta
Imperii 24, Wien 2005) 225–257, hier 239f.
11 Santifaller, Redlich (wie Anm. 1) 37.
12 Ebd. 24.
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Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625