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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 63 -
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Seite - 63 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3

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Oswald Redlich (1858–1944) 63 Wenn Pavel Kolář meint, dass Hirsch sich von der „reinen Hilfswissenschaft“ ab- und ei- ner Verknüpfung der Hilfswissenschaft mit rechts-, verfassungs- und wirtschaftsgeschicht- lichen Themen zuwandte144, so ist der Unterschied zu Redlichs anspruchsvoller Konzep tion einer „histoire totale“ nicht ersichtlich. Insbesondere ist das von Kolář hier übernommene Urteil Santifallers, Redlich sei ein Anhänger eines reinen Quellenpositivis mus gewesen145, zu revidieren. Tatsächlich aber scheint es Meinungsverschiedenheiten zwischen Redlich und Hirsch bezüglich der Rolle der Paläografie als Dienerin der Diplomatik gegeben zu haben. Hier argumentierte Hirsch als Anhänger der sogenannten [Ludwig] Traube- Schule. Dieser aber gehörte interessanterweise offensichtlich auch Redlichs Protegé Stein- acker an146, der auch in anderen Fragen nicht mit Redlich übereinstimmte. Insofern stand hier wohl nicht primär ein Methodenstreit zwischen Anhängern des Historismus und fortschrittlicheren Historikern auf dem Programm, und auch politisch- weltanschauliche Aspekte standen nicht im Vordergrund, da ein Generationswechsel zwi- schen dem großdeutsch/nationalliberalen Redlich und einer jüngeren, radikal-deutsch- nationalen Historikergeneration auch im Falle eines Triumphes Steinackers erfolgt wäre. Es handelte sich vielmehr um einen von langandauernden persönlichen Rivalitäten ge- speisten Konflikt. Zudem beriefen sich die zwei Parteien auf die Sickel-Tradition, die sie beide freilich schon in weiten Teilen über Bord geworfen hatten. Der Machtkampf endete mit dem Sieg Hirschs auf allen Ebenen und der Entmachtung des angeblich „zu nobel“ agierenden Redlich. 8.4.3 Redakteur der MIÖG Seit 1881 war Redlich mit der Redaktion der MIÖG beschäftigt, zunächst als Assistent von Mühlbacher, von 1904 bis 1922 als leitender Redakteur. Ab 1915 assistierte ihm Bauer, sein späterer Nachfolger. Redlichs Biograf Santifaller behauptete, Redlich habe die Tradition der MIÖG als einer strikt mediävistisch-hilfswissenschaftlich ausgerichteten Zeitschrift in der Sickel-Ficker-Tradition aufrechterhalten. Vor allem die Versuche des von ihm sehr geschätzten Schülers Bauer, den Kurs der MIÖG in den 1920er Jahren völlig neu auszurichten, habe er missbilligt. Die mir vorliegenden Quellen lassen Zweifel an diesem Bild aufkommen. Bereits 1916 schrieb Hirsch über Redlichs Redaktionspolitik an Bauer : Redlichs Intentionen sind ganz folgerichtig einzuordnen. Wenn alles gut geht, wird man von ich auch erreicht. Er äußerte sich sofort lebhaft über Srbik, er wisse schon lange, was das für ein ekelhafter Charak- ter sei. Ich darf Dich bitten, Srbik gegenüber von all dem nichts wissen zu lassen. Archiv der ÖAW, NL Wilhelm Bauer. 144 Kolář, Fachkontroverse (wie Anm. 140) 123. 145 Ebd. 113. 146 Lhotsky, Geschichte (wie Anm. 3) 278.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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