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108 Wolfgang Meixner und Gerhard Siegl
autoritären Kurs der österreichischen Bundesregierung nach 1933 entgegen. Er lehnte den
Eintritt in die „Vaterländische Front“ gegenüber Landeshauptmann Franz Stumpf mit der
Begründung ab, dass er Ernst Rüdiger (Fürst) Starhemberg nicht als geeignete Führungs-
persönlichkeit ansehen könne49. Im März 1931 war Wopfner zum korrespondierenden
Mitglied des Vereins für Volkskunde in Wien und im Mai 1934 zum korrespondierenden
Mitglied und 1953 zum Ehrenmitglied der philosophisch-historischen Klasse der Ös-
terreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien ernannt worden50. Zudem verlieh
ihm die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät der Leopold-Franzens Universität
Innsbruck 1956 das Ehrendoktorat.
An der Universität Innsbruck bekleidete Wopfner im Studienjahr 1918/19 das Dekans-
amt der Philosophischen Fakultät und im Studienjahr 1928/29 das Rektorsamt51. 1930
bezog Wopfner den von ihm einige Jahre zuvor erworbenen „Unteren Plumeshof“ auf
einer Hochfläche bei Mutters südlich von Innsbruck. Hier wähnte er sich dem Bauern-
stand nicht nur ideell näher, sondern auch praktisch, indem er Holz- und Gartenarbeiten
verrichtete52. Wopfner wurde 1926 Mitglied des Tiroler Bauernbundes. Mitte der 1930er
Jahre begann Wopfner seine Absicht, dem Tiroler Bauerntum eine größere Abhandlung
zu widmen, in dem in gemeinverständlicher Form das Wesen der Tiroler Landesfreiheit
veranschaulicht werden sollte, umzusetzen. 1934 erschien als erster Teil das Bändchen
„Von der Freiheit des Landes Tirol“53.
Dem Nationalsozialismus stand Wopfner skeptisch gegenüber, nicht zuletzt aus per-
sönlichen Gründen, denn sein Neffe war der letzte Bundeskanzler der Ersten Republik in
Österreich, Kurt (von) Schuschnigg54. Zudem lehnte er als Katholik die kirchenfeindliche
prägtem Landesbewusstsein vorhanden sah, war nicht nur eine Zeitkonzession, sondern seine tiefergreifende
Ansicht. Vgl. ebd. 242.
49 Wopfner, Selbstdarstellung (wie Anm. 3) 195.
50 Ein erster Antrag zur Wahl als korrespondierendes Mitglied in die ÖAW fand 1921 statt, unter anderem unter-
stützt von Voltelini und Dopsch. 1922 und 1933 war dieses Ansinnen wieder eingebracht worden. Vgl. Archiv
der ÖAW, Protokoll der außerordentlichen Gesamtsitzung vom 31.05.1921 (A 764), vom 29.05.1922 (C
2147), vom 30.05.1933 (A 884), 19.05.1953 (A 1058) sowie Wahlvorschläge vom 11.05.1921, 10.05.1922,
22.03.1933, 10.03.1934, 08.04.1953, PA Hermann Wopfner. Wir danken Stefan Sienell, Leiter des Archivs
der ÖAW, für die rasche und unbürokratische Übermittlung der Protokollauszüge bzw. Wahlvorschläge.
51 UAI, Personalstandsverzeichnis. In seinen „Erinnerungen“ berichtet Klebelsberg wie er Wopfner zu dessen
Kandidatur als Rektor „bearbeitet“ hätte. Vgl. KleBelsBerg, Erinnerungen (wie Anm. 4) 48.
52 Bei Wopfner, der Zeit seines Lebens Junggeselle geblieben war, waren in den Sommermonaten seine Schwester
Anna (1872–1925) und deren Gatte Art(h)ur von Schuschnigg (1865–1838) zu Gast.
53 Hermann Wopfner, Von der Ehre und Freiheit des Tiroler Bauernstandes. I. Teil : Von der Freiheit des Lan-
des Tirol (Innsbruck 1934).
54 Wopfner, Selbstdarstellung (wie Anm. 3) 197 ; zu Schuschnigg vgl. Michael Gehler, Schuschnigg, Kurt, in :
NDB 23 (Berlin 2007), 766–767.
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Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625