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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 244 -
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244 Martina Pesditschek bok ebendort in Litzelstetten das Manuskript seiner im Jahr darauf ausgelieferten Pro- grammschrift „Was ist deutsche Volksgeschichte ?“335 endlich ab. In dieser warb er für die Einrichtung eines zentralen (und auch die Leitstelle des „Atlas der deutschen Volks- kunde“ konstituierenden336) „Institutes für deutsche Volksforschung“337, als dessen Lei- ter Helbok zweifellos sich selbst ausersehen hatte ; dabei schlug er nun anders als in der „Siedelungsforschung“ von 1921 keinen bestimmten Standort vor. „Es spricht aber vieles dafür, daß Adolf Helbok nach wie vor an Leipzig dachte, wenn auch anzumerken ist, daß […] zumindest vorübergehend wohl auch die deutsche Hauptstadt eine Alternative darstellte“338. Er glaubte dabei einen Kairos am Zipfel zu fassen : „Heute ist die Zeit auch politisch reif, bisher hatte bei den Regierenden der Sinn für solche Forschung gefehlt. Es ist Adolf Hitlers weltgeschichtliches Verdienst, die Politik aus den Geleisen doktrinärer und volksferner Ideenbahnen gehoben und auf den Boden des natürlichen Volkserlebens gestellt zu haben. Damit ist die Zeit gekommen, da es einen Sinn hat, einen Vorschlag wie den folgenden an die Öffentlichkeit zu bringen“339. In dieser programmatischen Schrift finden sich bereits die meisten Formeln und Leitmo- tive seiner mehr oder weniger programmatischen Schriften der Folgejahre : Als das zentrale Objekt seiner Forschungen wird hier schon der deutsche „Volksleib“ bezeichnet und dieser nicht als „Summe von Einzelindividuen“, sondern als „Organismus“ definiert340. Im Gegen- 335 HelBok, Was ist deutsche Volksgeschichte ? (wie Anm. 295). 336 Ebd. 46f. 337 Die Idee der Einrichtung eines solchen zentralen Instituts lag damals zweifellos in der Luft, Anneliese Bretschneider hatte schon im März 1933 eine Denkschrift mit dem Betreff „Errichtung eines Volkstumsfor- schungsinstitutes in Berlin“ verfasst und eingereicht, wobei nach diesem Entwurf die Leitung des hier na- türlich inkludierten Volkskundeatlas „zunächst“ von „Prof. Helbok – Innsbruck“ fortgeführt werden sollte ; vgl. Simon, Blut- und Boden-Dialektologie (wie Anm. 236) 15–21. Auch der mit dem Amt Rosenberg verbundene Prähistoriker Hans Reinerth verfolgte ähnliche Pläne, was Helbok zum Schaden gereichen sollte, vgl. unten S. 254f. 338 Fehn, „Biologische Volkstumsgeschichte“ (Bibl.) 477. 339 HelBok, Was ist deutsche Volksgeschichte ? (wie Anm. 295) VI. 340 Ebd. 1f. Wie schon von Ludwig, „Ein sonniges Neuland“ (Bibl.) 57 bemerkt, liegt hier die völlige Revision einer eigenen zuvor vertretenen Anschauung vor, da Helbok 1930, in HelBok, Mensch und Volk (wie Anm. 209) 18 „Volk“ eben noch als „die Summe der einzelnen Individuen, körperlich, geistig, seelisch“ definiert hatte. Ein Nämliches gilt für die folgende Absage in Ders., Was ist deutsche Volksgeschichte ? (wie Anm. 295) 3 : „Damit sagen wir uns los von jener dem liberalistischen Geist entsprungenen These, die Volkskunde hätte vulgus in populo zu erforschen oder hätte die Unterschicht oder schöner die Mutterschicht des Volkes nur zu erkunden. Wir sagen uns los von Definitionen, die das sogenannte gemeine Volk zu einem fast exotischen Sonderkreis neben der Welt der Intellektuellen stempelten und damit dem Objekte der Völkerkunde ein solches aus dem eigenen Volke an die Seite stellten.“ Genau eine solche Definition der Volkskunde hatte Helbok noch 1928 in Ders., Volkskunde Vorarlbergs (wie Anm. 218) 1 selbst gegeben : „Nur Kulturvölker haben diese zwei [Naumannschen] Schichten. Völker, die nur eine Mutterschicht haben, die keine Tochter-Oberschicht hervorbrachten, sind nur Naturvöl- Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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