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Adolf Helbok (1883–1968) 293
tags gewürdigt hatte633, sondern auch jene Wolframs zu 634. Helbok legte im Frühjahr
1959 alle Atlas-Funktionen angeblich aus Gesundheitsrücksichten zurück635, Hollnsteiner
wurde neuer Präsident und Wolfram sein Stellvertreter. Auch nach seinem Abgang stiftete
Helbok noch einmal mit einem „Memorandum“ Unfrieden636, und schließlich wurde
wohl durchaus im Sinne Helboks der Beschluss gefasst, die Arbeitsstelle von Linz aus den
Händen Burgstallers nach Wien in die Hände Wolframs zu verlegen637. Helbok wurde am
22. Februar 1961 auch noch zum Mitglied der „Kommission für den Volkskundeatlas in
Österreich“ gewählt638.
633 In memoriam Ernst Burgstaller (wie Anm. 604) 89.
634 Vgl. für letztere etwa Richard Wolfram, Erwiderung zu ÖZV XIV/63/1960, S. 133ff., in : Österreichische
Zs. für Volkskunde 64 = NF 15 (1961) 75.
635 AÖAW, Protokoll der Sitzung der phil.-hist. Kl. (13.05.1959) C 2913, fol. 7 ; Richard Meister, Kommis-
sion für den Volkskundeatlas in Österreich, in : Almanach der ÖAW 109 (1959) 313f., hier 314. (Helbok
hatte zwar immer wieder gesundheitliche Probleme wie Magenblutungen, und im Mai 1957 musste er sich
einer Operation unterziehen, was ihn jedoch nicht von diversesten Aktivitäten abhielt ; vgl. AÖAW, Volks-
kundeatlas, Kt. 1, Mappe 5 [06.06.1957].) Wenig später demissionierte auch der getreue Ilg in seiner Funk-
tion als Vizepräsident der Kommission, offenbar aus Solidarität : AÖAW, Protokoll der Sitzung der phil.-hist.
Kl. (13.05.1959) C 2913, fol. 7. Vgl. auch Johler, „Tradition und Gemeinschaft“ (Bibl.) 593 ; Schmidt,
Adolf Helbok † (Bibl.) 178.
636 Vgl. AÖAW, Protokoll der Sitzung der phil.-hist. Kl. (09.12.1959) C 2920, fol. 8f. Trotzdem hörten die gegen-
seitigen Vorwürfe nicht auf und ein in mancher Hinsicht sachlich richtiges, in anderer Hinsicht aber viel zu weit ge-
hendes Memorandum von Prof. Helbok an die Mitglieder der wissenschaftlichen Kommission führte dazu, daß Prof.
Hollnsteiner und Dr. Burgstaller die Absicht äußerten, ihre Funktion niederzulegen. Landeshauptmann Gleissner
hat an den Präsidenten der Akademie das Ersuchen gerichtet, zu prüfen, ob unter diesen Umständen äußerster Ge-
fährdung des Unternehmens dieses zu retten wäre. Der Präsident schlug zunächst eine Sitzung der wissenschaftlichen
Kommission unter Beiziehung der Herren Helbok, Hollnsteiner, Burgstaller zur Klärung der Gegensätze unter seinem
Vorsitz vor und, wenn dies Erfolg hat, die Abfassung einer alle Belange eindeutig regelnden Geschäftsordnung. Vgl.
dazu Volkskundeatlas Kt. 1, Mappe 15 (25.01.1960). Ebd. 19.01.1960 heisst es in einem Schreiben Meisters an
den LH Gleißner die Differenzen zwischen den hauptbeteiligten Mitarbeitern [sind] zu groß, um sofort im Plenum
der Kommission erörtert werden zu können. Die ÖAW dachte vorübergehend sogar an eine Aufgabe ihres Protek-
torats für das Projekt : AÖAW, Protokoll der Sitzung der phil.-hist. Kl. (27.01.1960) C 2922, fol. 6.
637 Vgl. Burgstaller, Erwiderung (wie Anm. 625) ; In memoriam Ernst Burgstaller (wie Anm. 604) 41 („1959
[…] Nach Differenzen mit Prof. Adolf Helbok und Prof. Richard Wolfram in Zusammenhang mit dem
Belegortenetz Verlegung der Zentralstelle des Österr. Volkskundeatlasses nach Wien ; Leitung Prof. R. Wolf-
ram“) und Schmidt, [Rez. zu] Österreichischer Volkskundeatlas (wie Anm. 631) 60 („Burgstaller [ist] aus
dem Unternehmen überhaupt ausgeschieden“), weiters Kretschmer, Der österreichische Volkskundeatlas
(wie Anm. 604) 198 („Seit 1962 lag die sachwissenschaftliche Leitung in den Händen von Univ.-Prof. Dr.
R. WOLFRAM“, dem die ÖAW auch Räume für die Arbeitsstelle in Wien (1962–1965, 1972–1981) zur
Verfügung stellte) ; Richard Meister, Kommission für den Volkskundeatlas in Österreich, in : Almanach der
ÖAW 111 (1961) 306.
638 AÖAW, Protokoll der Sitzung der phil.-hist. Kl. (22.02.1961) C 2939, fol. 8, ebd. Volkskundeatlas Kt. 1,
Mappe 5 (28.02.1961). Die Bände lagen dann erst Ende 1981 vollständig vor ; Kretschmer, Der österrei-
chische Volkskundeatlas (wie Anm. 604) 202.
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625