Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 356 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 356 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3

Bild der Seite - 356 -

Bild der Seite - 356 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3

Text der Seite - 356 -

356 Gudrun Wlach „Führergrabung“234, eine von propagandistischer Berichterstattung in den Zeitungen begleitete Großunternehmung, war für die beiden Direktoren mit Verhandlungen auf unterschiedlichen politischen und wissenschaftlichen Ebenen verbunden und brachte außerdem heftige Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Kontrahenten mit sich. Konflikte gab es zwischen dem Gau Niederdonau, der sich mit diesem Unterneh- men kulturpolitisch profilieren wollte und eigens dafür einen äußerst kostspieligen „Son- derdienst Carnuntum“ eingerichtet hatte, einerseits, und dem Archäologischen Institut andererseits. Es ging vor allem um die Finanzierung, mangelnde Informationen sowie um unseriöse Geschäftspraktiken und Misswirtschaft des Sonderdienstes. Auf der Gra- bung selbst gab es Konflikte auch zwischen dem örtlichen Grabungsleiter Erich Swo- boda235 und Vertretern des Denkmalamts. Hier ging es um Anschuldigungen gegen Swoboda, die sich auf schlechte Grabungstechnik und mangelnde Beaufsichtigung der Grabung bezogen, wodurch Funde entwendet und zum Kauf angeboten worden seien236. In der Auseinandersetzung zwischen dem Gau Niederdonau und dem Archäologischen Institut hat es den Anschein, als sei Praschniker diesen Machtkämpfen nicht ganz gewach- sen gewesen. Er bemühte sich, einen offenen Bruch mit der Gauleitung zu vermeiden. Unangenehme Ereignisse berichtete er in als privat oder vertraulich gekennzeichneten Briefen an Schede, der von Berlin aus in das Geschehen eingriff. Durch Schedes starke Position gelang es, das Unternehmen nominell unter die Leitung des Archäologischen Instituts zu bringen und zu erreichen, dass auch die Geldmittel vom Institut und nicht mehr vom Gau verwaltet wurden. Carnuntum war das bestfinanzierte Ausgrabungspro- jekt seiner Zeit und stellte im Hinblick auf die zur Verfügung gestellten Gelder sogar die Olympia-Grabung in den Schatten237. 100 Jahre ÖAI (wie Anm. 3) 49–60 ; Wlach, Praschniker (wie Anm. 5) 82–84 ; Wlach, Klassische Archäo- logie (wie Anm. 183) 358f.; siehe auch Vigener, DAI (wie Anm. 93) 83f. 234 Die Bezeichnung „Führergrabung“ bezieht sich auf die Tatsache, dass für die Grabung Gelder aus Hitlers persönlichem Dispositionsfonds zur Verfügung gestellt wurden und bildet außerdem eine Parallele zu der Ausgrabung des AIDR 1937–1943 in Olympia, ein Prestigeobjekt, das ebenfalls aus Hitlers persönlichem Fonds finanziert wurde. Siehe Esther Sophia Sünderhauf, „Am Schaltwerk der deutschen Archäologie“ – Gerhart Rodenwaldts Wirken in der Zeit des Nationalsozialismus, in : JdI 123 (2008) 283–361, hier 327. 235 Swoboda (1896–1964) hatte bereits während der 1930er Jahre als freier Mitarbeiter Ausgrabungen für das ÖAI durchgeführt. Mit 01.04.1939 wurde er an der neuen Zweigstelle Wien des AIDR angestellt und mit der Durchführung der Grabungen in Carnuntum beauftragt. Siehe Rudolf, Pompeji (wie Anm. 233) ; Wlach, Akteure (wie Anm. 3) 130f. 236 AÖAI, Carnuntum Allgemein, Swoboda an Egger, betr. Anschuldigungen durch Zentralstelle für Denkmal- schutz, 21.06.1939. 237 Der Kostenvoranschlag für 1939 von 1,846.000 Millionen RM wurde zwar stark reduziert, dennoch blieb Carnuntum ein sehr gut dotiertes Unternehmen. Vigener, DAI (wie Anm. 93) 84. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
zurück zum  Buch Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3"
Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Österreichische Historiker