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450 Reinhard Blänkner
1930 sprechen können, als Brunner in näheren Kontakt zur Volkstumsforschung trat. Auf
Vorschlag von Wilhelm Bauer, dem er institutionell und persönlich zeitlebens eng verbun-
den war46, hielt er auf der Grazer Tagung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbo-
denforschung im Oktober 1930 einen vielbeachteten Vortrag über „Das Haus Österreich
und seine Territorien“47. Und als Nachfolger von Bauer übernahm er die Teilredaktion des
aus dem Kontext der 1933 aufgelösten Stiftung hervorgegangenen „Handwörterbuch(s)
des Grenz- und Auslanddeutschtums“, für das er unter dem Stichwort „Burgenland-Wes-
tungarn“ die Artikel „Territorialgeschichte“, „Volksordnung und Volksgut“, „Die Teilung
des westungarischen-deutschen Siedlungsgebietes und die Entstehung des Burgenlandes“,
„Wandlungen des deutschen Volkstums“ und „Der ungarische Revisionismus“ verfasste48.
Schließlich trat Brunner 1932 als offizieller Mitarbeiter in die „Deutsche(n) Hefte(n) für
Volks- und Kulturbodenforschung“ ein, die jedoch nach der Auflösung der Stiftung ihr
Erscheinen mit dem dritten Jahrgang 1933 einstellte.
Folgenreich für Brunners weiteres Engagement in der Volkstumsforschung ebenso wie
für die Wiener Wissenschaftsgeschichte im allgemeinen war die Berufung des Geogra-
fen Hugo Hassinger an die Wiener Universität 193149. Neben dem bereits bestehenden
Triofolium Bauer, Hirsch50 und Heinrich von Srbik51 entstand hierdurch eine neue fa-
Zu Brunners Mitgliedschaft im Akademischen Verein Hruza, Zatschek (wie Anm. 24) 757 und 778. Zum
„Akademischen Verein deutscher Historiker in Wien“ siehe Thomas WinkelBauer, Das Fach Geschichte an
der Universität Wien (Göttingen 2018) 150–167 ; zu Brunner 162.
46 Siehe hierzu den Nachruf : Otto Brunner, Wilhelm Bauer 1877–1953, in : ÖAW Almanach 103 (1953)
345–361. Näheres zu Bauer bei : Elisabeth Schulz, Wilhelm Bauer. Studien zu Leben und Werk (Wien
1979) ; Martin Scheutz, Wilhelm Bauer (1877–1953). Ein Wiener Neuzeithistoriker mit vielen Gesichtern.
„Deutschland ist kein ganzes Deutschland, wenn es nicht die Donau, wenn es Wien nicht besitzt“, in : Öster-
reichische Historiker 1 (wie Anm. 18) 247–281.
47 Siehe hierzu den Briefwechsel zwischen Brunner und Bauer sowie zwischen Bauer und Friedrich Metz, in : ÖAW,
NL Wilhelm Bauer, Karton 4, Konvolut 19, siehe auch Stoy, Institut (wie Anm. 12) 52. Zur Stiftung für Volks-
und Kulturbodenforschung siehe Michael FahlBusch, „Wo der Deutsche … ist, ist Deutschland !“ Die Stiftung
für deutsche Volks- und Kulturbodenforschung in Leipzig 1920–1933 (Bochum 1994) ; Agnes LaBa, Stiftung
für deutsche Volks- und Kulturbodenforschung, Leipzig, in : Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der
Deutschen im östlichen Europa, 2012. URL : ome-lexikon.uni-oldenburg.de/53872.html (Zugriff 03.06.2015).
48 Vgl. Burgenland-Westungarn, in : Handwörterbuch des Grenz- und Auslanddeutschtums 1, hg. von Carl Pe-
tersen, Otto Scheel u. a. (Breslau 1933) 678–681, 709–711, 716–719, 724, 726–727. Siehe hierzu auch
OBerkrome, Volksgeschichte (wie Anm. 7) 146–151 ; Ders., Geschichte (wie Anm. 8).
49 Siehe hierzu Christine Zippel, Hugo Hassinger (1877–1952), in : Wiener Geschichtsblätter 61 (2006) 23–
59, und den Beitrag von Petra Svatek in diesem Band.
50 Siehe hierzu Andreas H. Zajic, Hans Hirsch (1878–1940). Historiker und Wissenschaftsorganisator zwischen
Urkunden- und Volksforschung, in : Österreichische Historiker 1 (wie Anm. 18) 307–417.
51 Siehe hierzu Martina Pesditschek, Heinrich (Ritter von) Srbik (1878–1951). „Meine Liebe gehört bis zu
meinem Tod meiner Familie, dem deutschen Volk, meiner österreichischen Heimat und meinen Schülern“, in :
Österreichische Historiker 2 (wie Anm. 18) 263–328.
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Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
- Titel
- Österreichische Historiker
- Untertitel
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Band
- 3
- Autor
- Karel Hruza
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20801-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
- Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
- Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
- Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
- Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
- Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
- Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
- Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
- Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
- Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
- Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
- Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
- Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
- Abkürzungsverzeichnis 607
- Abbildungsnachweis 610
- Personenregister 611
- Autorinnen und Autoren 625