Seite - 262 - in Die Welt von Gestern - Erinnerungen eines Europäers
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anzufangen. War es Angst vor dem Alter, vor dem Müdesein, vor dem
Trägewerden? Oder war es geheimnisvolle Ahnung, die mich damals ein
anderes, ein härteres Leben um der inneren Entfaltung willen begehren ließ?
Ich weiß es nicht.
Ich weiß es nicht. Denn was in dieser sonderlichen Stunde aus dem
Dämmer des Unbewußten aufstieg, war gar kein deutlich ausgesprochener
Wunsch und sicherlich nichts, was dem wachen Willen verbunden war. Es
war bloß ein flüchtiger Gedanke, der mich anwehte, vielleicht gar nicht mein
eigener Gedanke, sondern einer, der aus Tiefen kam, um die ich nicht wußte.
Aber die dunkle Macht über meinem Leben, sie, die unfaßbare, die mir so
vieles schon erfüllt, was ich selbst nie zu wünschen mich erdreistet, mußte ihn
vernommen haben. Und schon hob sie folgsam die Hand, um mir mein Leben
bis ins letzte Fundament zu zerschlagen und mich zu nötigen, aus seinen
Trümmern ein völlig anderes, ein härteres und schwereres, von Grund auf neu
aufzubauen.
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Die Welt von Gestern
Erinnerungen eines Europäers
- Titel
- Die Welt von Gestern
- Untertitel
- Erinnerungen eines Europäers
- Autor
- Stefan Zweig
- Datum
- 1942
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographie, Litertaur, Schriftsteller
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- Die Welt der Sicherheit 10
- Die Schule im vorigen Jahrhundert 29
- Eros Matutinus 56
- Universitas vitae 74
- Paris, die Stadt der ewigen Jugend 98
- Umwege auf dem Wege zu mir selbst 122
- Über Europa hinaus 135
- Glanz und Schatten über Europa 145
- Die ersten Stunden des Krieges von 1914 160
- Der Kampf um die geistige Brüderschaft 177
- Im Herzen Europas 189
- Heimkehr nach Österreich 208
- Wieder in der Welt 224
- Sonnenuntergang 240
- Incipit Hitler 263
- Die Agonie des Friedens 286