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Kelten#

Rätselhafte Symbole: Auf frühkeltischem Schmuck finden sich rätselhafte Motive. Sie ähneln den asymmetrischen Blättern der Mistel. Laut römischen Autoren spielte die Mistel eine besondere Rolle im Kult der Kelten. Als Kopfschmuck von Dämonen und Menschen ziert die „Blattkrone“ die Statuen aus Holzgerlingen und vom Glauberg. Auch auf dem Dürrnberg erscheinen die Mistelblätter auf Beschlägen und Schmuck.
Rätselhafte Symbole: Auf frühkeltischem Schmuck finden sich rätselhafte Motive. Sie ähneln den asymmetrischen Blättern der Mistel. Laut römischen Autoren spielte die Mistel eine besondere Rolle im Kult der Kelten. Als Kopfschmuck von Dämonen und Menschen ziert die „Blattkrone“ die Statuen aus Holzgerlingen und vom Glauberg. Auch auf dem Dürrnberg erscheinen die Mistelblätter auf Beschlägen und Schmuck. Objektdetails: Beschlag in Form eines Männerkopfes mit Blattkrone. Hallein, Dürrnberg, Grab 44/2. Frühe Latènezeit (450–400 v. Chr.). Bronze. Keltenmuseum Hallein, Inv.-Nr. AR 2005 0001
Foto: © Keltenmuseum Hallein/Christian Hechenberger

Sammelbegriff für zahlreiche Stämme der Eisenzeit. Im 6. Jahrhundert v. Chr. entstand zwischen Seine und Inn eine kulturelle Einheit mit relativ gleichartigen politischen und sozialen Strukturen; gemeinsam waren Sprache, Religion und materielle Kultur mit lokalen Ausprägungen. Eine politische Geschlossenheit bestand nicht; zum Mittelmeerraum wurden Kontakte unterhalten. Die Menschen dieses West-Hallstattkulturkreises wurden von den Griechen Kelten, von den Römern Gallier genannt.

Um 450 v. Chr. breitete sich die dort entstandene keltische La-Tène-Kultur bis Ostösterreich aus, wobei die bodenständige Bevölkerung ohne kriegerische Ereignisse oder Eroberungen die neuen Kulturformen übernahm, sie nachahmte und sich so bald als Kelten fühlte. Erst ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. ist mit einer Einwanderung von Kelten nach Österreich zu rechnen, zur selben Zeit begannen keltische Kriegszüge, die bis Rom, Griechenland und Kleinasien (Galater) führten.

Keltische Kunst entstand aus den verschiedensten Elementen (Hallstattkultur, griechische und etruskische Einflüsse sowie Motive aus dem östlichen Steppenraum), die dem Geschmack entsprechend verändert wurden. Nach makedonischen Vorbildern wurden ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. Münzen geprägt. Keltische Gottheiten sind vor allem durch römische Vermittlung bekannt.

Die Kelten lebten in Stammesverbänden. Befestigte Höhensiedlungen bildeten die lokalen Zentren: Birgitz, Bisamberg, Braunsberg bei Hainburg, Leopoldsberg, Magdalensberg, Oberleiser Berg (Leiser Berge), Freinberg in Linz, Kulm bei Weiz, Rainberg in Salzburg. Namentlich bekannte Stämme im Bereich des heutigen Österreichs waren unter anderem Ambidraven, Ambisonten, Boier, Kampi und Noriker. Vermutlich im 2. Jahrhundert v. Chr. entstand das keltische Regnum Noricum, das erste nachweisbare staatliche Gebilde auf österreichischem Boden.

Viele Orts-, Berg- und Flussnamen gehen auf die Kelten zurück, so etwa Bregenz, Lorch, Linz, Tauern, Alpen, Inn, Enns, Ybbs, Traisen und Kamp. Ein Keltenmuseum wurde 1970 in Hallein eröffnet. Spielerischer angelegt ist die Keltenwelt in Frög.

Goldmünzen-Schatzfund von Neubau/Traun#

Goldmünzen-Schatzfund von Neubau/Traun
Goldmünzen-Schatzfund von Neubau/Traun
Quelle: H. M. Wolf
Goldmünzen-Schatzfund von Neubau/Traun
Goldmünzen-Schatzfund von Neubau/Traun
Quelle: H. M. Wolf

Im Juni 2016 machten Archäologen in Traun (OÖ) einen sensationellen Schatzfund. Schon am ersten Tag kamen bei einer Grabung (Leitung: Oberösterreichisches Landesmuseum, Durchführung: Firma Archeonova) 44 keltische Goldmünzen aus dem zweiten bis ersten vorchristlichen Jahrhundert zu Tage. Die dicht neben- und aufeinander liegenden Münzen haben ein Einzelgewicht von ca. 7,5 Gramm. Die Stücke vom Typus „Muschelstater“ zeigen kein Prägebild. Diese Form lässt darauf schließen, dass sie im Gebiet der Boier im heutigen Böhmen entstanden und - ebenso wie andere fremde Geldsorten - durch Handelsbeziehungen in das latènezeitliche Gemeinwesen von „Neubau“ gelangten.

Die Untersuchung fand aufgrund geplanter Bautätigkeit im bekannten archäologischen Gebiet Neubau/Traun statt. Sie bestätigte frühere Erkenntnisse zur Siedlung Neubau. Reste von Grubenhäusern, Pfostenlöcher oder Gräbchen weisen auf eine planmäßig angelegte Großsiedlung hin. Das Fundspektrum von qualitativ teilweise hochwertiger Keramik, Schmuckgegenständen, Werkzeugen und Münzen samt Hinweisen auf eigene Münzproduktion weisen Neubau an der Traun als regional und international vernetztes Zentrum in einer verkehrsgeographisch günstigen Zone im oberösterreichischen Zentralraum aus. Aus archäologischer Sicht liegt eine weitere Bedeutung von Neubau in einigen Funden, welche die Übergangszeit der Späteisenzeit zur Römerzeit illustrieren , wie ein Eisenring mit Gemme, die mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Portrait von Octavianus/Augustus zeigt (beginnendes 1. Jh. n. Chr.).

Weiterführendes#

Literatur#

  • G. Dobesch, Die Kelten in Österreich nach den ältesten Berichten der Antike, 1979;
  • Die Kelten in Mitteleuropa, Ausstellungskatalog, Hallein 1980
  • F. Moosleitner, Die Schnabelkanne vom Dürrnberg, 1985
  • G. Dobesch, Das Keltentum des Donauraums und der Ostalpen in vorrömischer Zeit, 1986
  • I Celti, Ausstellungskatalog Palazzo Grassi, Venedig 1991
  • J.-W. Neugebauer, Die Kelten im Osten Österreichs, 1992
  • H. Birkhan, Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur, 1997
  • H. Birkhan, Kelten. Bilder ihrer Kultur, 1999
  • G. Rohrecker, Die Kelten Österreichs: Auf den Spuren unseres versteckten Erbes, 2003
  • G. Kantilli, Die Kelten im Mostviertel: Das Wiesbergland zwischen Waidhofen und St. Leonhard am Wald (Naturheiligtümer in Österreich), 2007
  • S. Zimmer, Die Kelten - Mythos und Wirklichkeit, Stuttgart, 2012
  • Presseinformation OÖ Landesmuseum 8. Juni 2016