Mitterauer, Michael#
* 12. 6. 1937, Wien
† 18. 8. 2022, Wien
Historiker, Univ. Prof. für Sozialgeschichte
Gedenkseite
Würdigung in "Facit" (Mai 1958)
Michael Mitterauer wurde am 12. Juni 1937 in Wien geboren. Er absolvierte von 1955 bis 1959 ein Studium der Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Wien, das er 1960 mit der Promotion "sub auspiciis praesidentis" zum Dr. phil abschloss. 1959 begann er seine akademische Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft, dann als Assistent am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien, wo er sich 1968 für dieses Fach habilitierte.
(Mitterauers Dissertation wurde unter dem Titel "Karolingische Markgrafen im Südosten" publiziert. Das Thema der Habilitationsschrift lautete "Zollfreiheit und Marktbereich".)
1971 wurde Michael Mitterauer auf ein neu geschaffenes Extraordinariat für Sozialgeschichte berufen, das 1973 in ein Ordinariat umgewandelt wurde und das er bis zu seiner Emeritierung 2003 innehatte. Forschungsschwerpunkte waren zunächst Stadtgeschichte und Geschichte des Ständewesens. In den 1970er Jahren begründete Mitterauer eine Forschergruppe zur Historischen Familienforschung in international vergleichender Perspektive. In diesem Kontext sind auch seine zahlreichen Arbeiten zur Historischen Namenforschung entstanden. Sie verdanken zusätzliche Impulse der von ihm in den 1990er Jahren mitbegründeten Forschungsrichtung der Historischen Anthropologie.
Emer. o. Univ. Prof. Dr.DDr.hc. Michael Mitterauer publizierte 2003 auf der Basis seiner interkulturell vergleichenden Studien die Monographie "Warum Europa? Mittelalterliche Grundlagen eines Sonderwegs", für die er – zusammen mit seinem Lebenswerk - als bisher einziger Österreicher 2004 den "Deutschen Historikerpreis" erhielt.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschaften, 1996
- Dr. h.c. der Neofit Rilski Universität Blagoewgrad, 1999
- Wilhelm-Hartel-Preis, 2003
- Großer Leopold-Kunschak-Preis, 2004
- Preis des Historischen Kollegs (Deutscher Historikerpreis), 2004
- Ehrendoktorwürde der Paris-Lodron-Universität Salzburg, 2007
- Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst, 2007
- seit 2002 wird ein "Michael Mitterauer-Preis für Gesellschafts-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte in Wien" verliehen.
(Dieser Preis - anlässlich seines 65. Geburtstages und in Anerkennung seines wissenschaftlichen Lebenswerks in Leben gerufen - wird für hervorragende und innovative Leistungen an in Wien im Bereich der Gesellschafts-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte tätige Wissenschafterinnen und Wissenschafter vergeben.)
Werke (Auswahl)#
- Karolingische Markgrafen im Südosten, fränkische Reichsaristokratie und bayerischer Stammesadel im österreichischen Raum, 1963
- Zollfreiheit und Marktbereich, 1969
- Grundtypen alteuropäischer Sozialformen, 1979
- Markt und Stadt im Mittelalter, 1980
- Ledige Mütter, 1983
- Sozialgeschichte der Jugend, 1986
- Historisch-anthropologische Familienforschung, 1990
- Familie und Arbeitsteilung, 1992
- Ahnen und Heilige, 1993
- Familie im 20. Jahrhundert, 1997 (Hg.)
- Dimensionen des Heiligen, 2000
- Warum Europa?, 2003
- Mittelalterliche Grundlagen eines Sonderwegs, 2003
- Wer malte das Porträt Herzog Rudolphs IV. von Österreich?
- Zum Porträt Herzog Rudolfs IV. von Österreich im Kontext mittelalterlicher Sepulkralkultur
- Zum Porträt Herzog Rudolfs IV. von Österreich im Kontext mittelalterlicher Sepulkralkultur
- Wappen in der Sepulkralkultur Herzog Rudolfs IV. von Österreich
- Rudolf IV. und_Cansignorio
- St. Stephan und der Turmbau zu Babel
- Von der Glocke zum Kirchturm
- Kirchtürme, Leuchttürme, Gemeindetürme
- Geschlechtertürme in Oberitalien
- Salvator Mundi
- Kommunale Festkultur im Mittelalter
- Parlament und Schura
- Latein als Europasprache
- Grabstätten früh verstorbener Königskinder
- Historische Sozialkunde: Namengebung
- Von Mari zu Maria - Namensgebung im Baskenland
- Königliche Grablegen im Norden Spaniens
- Zentrale Orte im hochmittelalterlichen Österreich
- Name, Wappen und Verwandtschaft
Weiterführendes#
- Nachruf in der Zeitschrift des "Adlers"
- Publikationsliste
- Ausgewählte Publikationen im Volltext zu verschiedenen Themengruppen
Quellen#
- AEIOU
- Universität Wien
- ORF
- Wien.at
Auch andere, sorgfältig ausgewählte wissenschaftliche Historiker so ausgezeichnet darzustellen und deren Hauptwerke ausgewählt zugänglich zu machen, wäre ein ausgesprochenes Desiderat, da dadurch auch die Studienzeiten der Lehramtskandidaten für Geschichte und politische Bildung wesentlich verkürzt werden könnten. Diese Studenten sind auf Texte im originalen Wortlaut absolut angewiesen, eine Förderung eines derartigen Projektes müsste etwa durch das Ministerium oder den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung durchaus zu erhalten sein.
Besonders etwa im Hinblick auch auf die durch die neue Matura erforderliche Abfassung einer vorwissenschaftlichen Arbeit, die ja nicht auf Lehrbüchern beruhen kann. Gerade auch in diesem Zusammenhang stellt das "Mitterauer-Projekt" im Forum einen Meilenstein dar, der hoffentlich nicht der einzige bleiben wird...
-- Glaubauf Karl, Donnerstag, 12. Februar 2015, 08:53
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