Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

16. Dezember - Vom Himmel hoch...#

© Dr. Helga Maria Wolf


"Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude", sprach der Engel des Herrn die Hirten an, die in der Gegend von Bethlehem Nachtwache bei ihrer Herde hielten. Nachdem der Bote Gottes den Verschreckten vom Kind in der Krippe erzählt hatte, war plötzlich "bei dem Engel ein großes himmlische Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade" (Lk 2, 10-14).


Maria als Königin der Engel
Maria als Königin der Engel, Albrecht Dürer, 1518.
Theologisch gesehen sind Engel "von Gott geschaffene personale Wesen, die im Unterschied zum Menschen nicht an den Leib gebunden sind. Sie schauen stets das Angesicht des Vaters im Himmel und rufen vor aller anderen Schöpfung das Lob Gottes aus." Obwohl körperlos, zählen sie zu den Lieblingsmotiven weihnachtlicher Kunst. Über der Krippe schwebt, oft zusammen mit dem Stern, ein Engel, der das Gotteslob auf einem Spruchband trägt: "Gloria in excelsis Deo".


Die Autoren des Alten und Neuen Testaments waren von der übernatürlichen Wirklichkeit der Engel überzeugt. Sie schrieben von geheimnisvollen, im Lichtglanz erscheinenden Wesen, die alle menschliche Vorstellungskraft übersteigen. Nach der Vertreibung aus dem Paradies verwehrten Cherubim die Rückkehr. Abraham, Moses und andere empfanden die Begegnungen mit einem Engel bedrohlich. Jakob kämpfte mit ihm. Ein Engel richtete Daniel auf, stärkte Jesaja, tröstete Hagar und rettete die Drei Jünglinge aus dem Feuerofen. Der Prophet Jesaja begegnete in seiner Vision sechsflügeligen Seraphen. Raphael, der Reisebegleiter des jungen Tobias, wurde zum Urbild der Schutzengel. Mehr als ein Dutzend Mal werden Engel im Alten Testament erwähnt, im Neuen Testament viermal so oft. Gabriel verkündigte der jungen Maria, dass sie die Mutter Gottes werden sollte. Engel begleiteten das Weihnachtsgeschehen. Ihr Glanz umleuchtete die Hirten. Ein Engel ermahnte Josef im Traum, mit dem Kind nach Ägypten zu fliehen.


Putto auf der Lichtentaler Bretterkrippe
Putto auf der Lichtentaler Bretterkrippe, 1745
In der Bibel findet man keine Engellehre. Diese zu erfinden blieb den Kirchenlehrern vorbehalten. An der Wende zum 6. Jahrhundert lebte der Mystiker Dionysios Areopagites. Seine Hierarchie der Engel beeinflusste das Denken der mittelalterlichen Theologen. Heiligenviten überliefern Visionen mit Engeln: Hildegard von Bingen, Elisabeth von Thüringen, Franz von Assisi, Theresa von Avila berichteten von ihren Begegnungen. Künstler bemühten sich, das Geheimnisvolle in Musik oder Bilder zu fassen. Bekannt ist Johann Sebastian Bachs Komposition zum Michaelifest "Bleibt, ihr Engel, bleibt bei mir!" Altchristliche Mosaiken zeigen ausdrucksstarke, archaische Gestalten. Die Engel in San Vitale in Ravenna haben große Flügel, sie tragen lange, weiße Gewänder und Sandalen.


Die ostkirchliche Ikonenkunst folgt der Engellehre des Dionysios Areopagites. Er teilte die Vermittler zwischen himmlischer und irdischer Welt in drei Hierarchien: Die erste - Seraphim, Cherubim und Throne - steht unmittelbar vor Gottes Thron. Die zweite - Herrschaften, Mächte und Gewalten - wird Regierung genannt und menschenartig dargestellt. Die dritte - Fürstentümer, Erzengel und Engel - stellt die Verbindung zur Welt der Menschen her. Seraphim haben sechs Flügel oft mit Augen. Die Farbe der Seraphim ist rot. Cherubim, blau gemalt, zeigen sich als Kopf mit vier Flügeln. Throne erscheinen als feurige Räder, rundherum mit Flügeln ausgestattet. Flügel sind das Symbol der Schwerelosigkeit und Zeichen für ein Wesen aus der überirdischen Welt. Sie ermöglichen den schnellen Boten, die Verbindung zwischen Gott und Mensch herzustellen. Die zweite Hierarchie ist wie ein Diakon mit einem bodenlangen, gegürteten Untergewand gekleidet. Ihre Vertreter tragen ein goldenes Band, Siegel, Zepter und Krone. Die dritte Hierarchie hat die Gewänder des oströmischen Kaiserhofes. Botenengel, wie Gabriel und Michael, sind als hohe himmlische Beamte mit einem Botenstab und bunten Streifen am Gewand als Rangabzeichen ausgestattet.


Raffaels Engel
Oft kopiert, nie erreicht: Raffaels Engel bei der Sixtinischen Madonna auf einem Taufbrief
Seltsamerweise verwandelten sich die anfangs männlich gedachten Engelsgestalten in der Westkirche in weibliche Wesen und Kinder. Kinderengel, wie auf Stephan Lochners berühmtem Marienbild, werden in Renaissance und Barock zu molligen Putten. "Volkskunst" und Devotionalienindustrie gestalteten sie in populärer Weise.


Nürnberger Rauschgoldengel sollen im 17. Jahrhundert aufgekommen sein. Nach der Überlieferung erschien einem Handwerker seine verstorbene kleine Tochter im Traum als Engel mit goldenem Kleid, goldener Haube und goldenen Flügeln. Er hätte die Vision nachgebildet, das Köpfchen geschnitzt und das Gewand aus feinem Messingblech gestaltet. Freunde überredeten den Meister, Engel dieser Art auf dem "Christkindlesmarkt" zu verkaufen. Vor allem im 18. und 19. Jahrhundert fertigte man solche Engel an, wobei Papier und Goldspitzen die plissierten Messingblechkleider ersetzten. Man nähte ihnen Gewänder aus Samt und Seide, verzierte sie mit Perlen und Glassteinen. Anstelle der geschnitzten Köpfe traten solche aus Porzellan oder Papiermaschee. Viele Engelpuppen hatten echtes Haar, um die Jahrhundertwende trat gelockte Glasseide - "Engelshaar" - an dessen Stelle.


Eine Verwandte des Nürnberger Rauschgoldengels ist die Lichterträgerin aus dem "Weihnachtswunderland" des Erzgebirges. Anfangs in der biedermeierlichen Tracht um 1825 bemalt, gingen diese gedrechselten Engel mit der Mode. Manche halten in jeder Hand einen kleinen Leuchter. Andere tragen auf dem Hut ein Gestell für weitere Kerzen, auf dem "Ehre sei Gott in der Höhe" steht. Das Pendant zum Engel im Kleid ist der Bergmann in der Parade-Tracht von 1768. Früher stellte man zwischen Weihnachten und Dreikönig für jedes Mädchen in der Familie einen Engel, und für jeden Buben einen Bergmann leuchtend in die Fenster.


In Wien bot die Firma Eduard Witte Christbaumengel aus Papiermaschee mit Wachsüberzug "mit beweglichen Brillant-Flügeln, Wollperücke, Trompete und Seidenkleidchen" in Größen von 9 bis 34 cm an. Die Ausführung "mit gemalten Augen" kostete 60 bis 80 Heller, die großen "Engel mit Glasaugen" 1,50 bis 8 Kronen. Gemeinsam mit bunt bemalten Tragantengeln oder "Oblaten" (geprägte Farbdrucke mit ausgestanzten Konturen) ergaben sie unüberschaubare Engelsscharen. Kein Hersteller von Glas-, Metall- und Holzschmuck verzichtete auf dieses Sujet.


Engelvorstellungen sind nicht auf die Bibel beschränkt. Geflügelte Wesen waren ebenso im alten Ägypten, Syrien, Mesopotamien und den Hethitern bekannt. Bei ägyptischen Monumenten bewachten geflügelte, menschenartige Gestalten Heiliges, Vogelfrauen symbolisierten die Seele. Die Assyrer stellten Wächterfiguren vor ihre Paläste, die mehrere Machtsymbole vereinten: Löwenleib, Adlerflügel, Stierbeine und ein gekröntes Menschenhaupt. Die Bundeslade im Tempel Salomons flankierten Cherubim in Gestalt geflügelter Sphingen. Münzen aus Griechenland und Italien zeigten im 5. vorchristlichen Jahrhundert Genien. Berühmt ist die Nike von Samothrake aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Als Botin der Gottheiten, die einen Sieg verleihen, steht sie auf der Seite der Auserwählten.


Es hat sich halt eröffnet" (Tirol) (Text)#

Es hat sich halt eröffnet das himmlische Tor.
Die Englein, die kugeln ganz hauf'nweis hervor,
Die Bubalan, die Madalan, die mach'n Purzigagalan
bald aufi, bald abi, bald hin und bald her,
bald unterschi, bald überschi, dös freut sie um so mehr.
Alleluja, alleluja, alle-, alle-, alleluja.
Jetzt hom wir halt das himmlische Gwammel erblickt.
Es hat uns Gott Vater an Boten zuagschickt.
Mir soll'n uns verinnen zum Kindlein auf die Roas.
Verlassen unsre Öchselan, die Kälber und die Goas.
Verlassen unsre Öchselan, die Kälber und die Goas...
Aft sein mir nocher gonga i und du a,
körzngrad af Bethlehem. Juhei, hopsasa!
Seppele, du Schlangele, nimm du dei groaßes Pamperle.
Und Michl du a Henn und Jost du a Huhn.
Und i nimm mei dickes Fackele, renn da damit davun...
Geh, Vetil, mir wölln die Scheidern holt sein.
Mir bötn's Kindlein an in Ochsenkrippelein.
Buable wos mächst denn hobn? Möchst öpper gar unsre Gob?
Möchst Öpfl oder Birn oder Nussn oder an Kas'? Willst Zwötschken oder Pflaumen oder süst a sölles Gfraß?