16. Dezember - Vom Himmel hoch...#
© Dr. Helga Maria Wolf
"Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude", sprach
der Engel des Herrn die Hirten an, die in der Gegend von Bethlehem
Nachtwache bei ihrer Herde hielten. Nachdem der Bote Gottes den
Verschreckten vom Kind in der Krippe erzählt hatte, war plötzlich "bei
dem Engel ein großes himmlische Heer, das Gott lobte und sprach:
Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden ist Friede bei den
Menschen seiner Gnade" (Lk 2, 10-14).
Die Autoren des Alten und Neuen Testaments waren von der übernatürlichen
Wirklichkeit der Engel überzeugt. Sie schrieben von geheimnisvollen, im
Lichtglanz erscheinenden Wesen, die alle menschliche Vorstellungskraft
übersteigen. Nach der Vertreibung aus dem Paradies verwehrten Cherubim
die Rückkehr. Abraham, Moses und andere empfanden die Begegnungen mit
einem Engel bedrohlich. Jakob kämpfte mit ihm. Ein Engel richtete Daniel
auf, stärkte Jesaja, tröstete Hagar und rettete die Drei Jünglinge aus dem Feuerofen. Der
Prophet Jesaja begegnete in seiner Vision sechsflügeligen Seraphen.
Raphael, der Reisebegleiter des jungen Tobias, wurde zum Urbild der
Schutzengel. Mehr als ein Dutzend Mal werden Engel im Alten Testament
erwähnt, im Neuen Testament viermal so oft. Gabriel verkündigte der
jungen Maria, dass sie die Mutter Gottes werden sollte. Engel
begleiteten das Weihnachtsgeschehen. Ihr Glanz umleuchtete die Hirten. Ein Engel ermahnte Josef im Traum, mit dem
Kind nach Ägypten zu fliehen.
Die ostkirchliche Ikonenkunst folgt der Engellehre des Dionysios
Areopagites. Er teilte die Vermittler zwischen himmlischer und irdischer
Welt in drei Hierarchien: Die erste - Seraphim, Cherubim und Throne -
steht unmittelbar vor Gottes Thron. Die zweite - Herrschaften, Mächte
und Gewalten - wird Regierung genannt und menschenartig dargestellt. Die
dritte - Fürstentümer, Erzengel und Engel - stellt die Verbindung zur
Welt der Menschen her. Seraphim haben sechs Flügel oft mit Augen. Die
Farbe der Seraphim ist rot. Cherubim, blau gemalt, zeigen sich als Kopf
mit vier Flügeln. Throne erscheinen als feurige Räder, rundherum mit
Flügeln ausgestattet. Flügel sind das Symbol der Schwerelosigkeit
und Zeichen für ein Wesen aus der überirdischen
Welt. Sie ermöglichen den schnellen Boten, die Verbindung zwischen Gott
und Mensch herzustellen. Die zweite Hierarchie ist wie ein Diakon mit
einem bodenlangen, gegürteten Untergewand gekleidet. Ihre Vertreter
tragen ein goldenes Band, Siegel, Zepter und Krone. Die dritte
Hierarchie hat die Gewänder des oströmischen Kaiserhofes. Botenengel,
wie Gabriel und Michael, sind als hohe himmlische Beamte mit einem
Botenstab und bunten Streifen am Gewand als Rangabzeichen ausgestattet.
Nürnberger Rauschgoldengel sollen im 17. Jahrhundert aufgekommen sein.
Nach der Überlieferung erschien einem Handwerker seine verstorbene
kleine Tochter im Traum als Engel mit goldenem Kleid, goldener Haube und
goldenen Flügeln. Er hätte die Vision nachgebildet, das Köpfchen
geschnitzt und das Gewand aus feinem Messingblech gestaltet.
Freunde überredeten den Meister, Engel dieser Art auf
dem "Christkindlesmarkt" zu verkaufen. Vor allem im 18. und 19.
Jahrhundert fertigte man solche Engel an, wobei Papier und Goldspitzen
die plissierten Messingblechkleider ersetzten. Man nähte ihnen Gewänder
aus Samt und Seide, verzierte sie mit Perlen und Glassteinen. Anstelle
der geschnitzten Köpfe traten solche aus Porzellan oder Papiermaschee.
Viele Engelpuppen hatten echtes Haar, um die Jahrhundertwende
trat gelockte Glasseide - "Engelshaar" - an dessen Stelle.
Eine Verwandte des Nürnberger Rauschgoldengels ist die Lichterträgerin
aus dem "Weihnachtswunderland" des Erzgebirges. Anfangs in der
biedermeierlichen Tracht um 1825 bemalt, gingen diese gedrechselten
Engel mit der Mode. Manche halten in jeder Hand einen kleinen Leuchter.
Andere tragen auf dem Hut ein Gestell für weitere Kerzen, auf
dem "Ehre sei Gott in der Höhe" steht. Das Pendant zum Engel im Kleid
ist der Bergmann in der Parade-Tracht von 1768. Früher stellte man
zwischen Weihnachten und Dreikönig für jedes Mädchen in der Familie
einen Engel, und für jeden Buben einen Bergmann leuchtend in die
Fenster.
In Wien bot die Firma Eduard Witte Christbaumengel aus Papiermaschee mit
Wachsüberzug "mit beweglichen Brillant-Flügeln, Wollperücke, Trompete
und Seidenkleidchen" in Größen von 9 bis 34 cm an. Die Ausführung "mit
gemalten Augen" kostete 60 bis 80 Heller, die großen "Engel mit
Glasaugen" 1,50 bis 8 Kronen. Gemeinsam mit bunt bemalten Tragantengeln
oder "Oblaten" (geprägte Farbdrucke mit ausgestanzten Konturen) ergaben sie unüberschaubare
Engelsscharen. Kein Hersteller von Glas-, Metall- und Holzschmuck
verzichtete auf dieses Sujet.
Engelvorstellungen sind nicht auf die Bibel beschränkt. Geflügelte Wesen
waren ebenso im alten Ägypten, Syrien, Mesopotamien und den Hethitern
bekannt. Bei ägyptischen Monumenten bewachten geflügelte, menschenartige
Gestalten Heiliges, Vogelfrauen symbolisierten die Seele. Die Assyrer
stellten Wächterfiguren vor ihre Paläste, die mehrere Machtsymbole
vereinten: Löwenleib, Adlerflügel, Stierbeine und ein gekröntes
Menschenhaupt. Die Bundeslade im Tempel Salomons flankierten Cherubim in
Gestalt geflügelter Sphingen. Münzen aus Griechenland und Italien
zeigten im 5. vorchristlichen Jahrhundert Genien. Berühmt ist die Nike
von Samothrake aus dem 2. Jahrhundert v. Chr.
Als Botin der Gottheiten, die einen Sieg verleihen, steht sie auf der
Seite der Auserwählten.
Es hat sich halt eröffnet" (Tirol) (Text)#
Es hat sich halt eröffnet das himmlische Tor.
Die Englein, die kugeln ganz hauf'nweis hervor,
Die Bubalan, die Madalan, die mach'n Purzigagalan
bald aufi, bald abi, bald hin und bald her,
bald unterschi, bald überschi, dös freut sie um so mehr.
Alleluja, alleluja, alle-, alle-, alleluja.
Jetzt hom wir halt das himmlische Gwammel erblickt.
Es hat uns Gott Vater an Boten zuagschickt.
Mir soll'n uns verinnen zum Kindlein auf die Roas.
Verlassen unsre Öchselan, die Kälber und die Goas.
Verlassen unsre Öchselan, die Kälber und die Goas...
Aft sein mir nocher gonga i und du a,
körzngrad af Bethlehem. Juhei, hopsasa!
Seppele, du Schlangele, nimm du dei groaßes Pamperle.
Und Michl du a Henn und Jost du a Huhn.
Und i nimm mei dickes Fackele, renn da damit davun...
Geh, Vetil, mir wölln die Scheidern holt sein.
Mir bötn's Kindlein an in Ochsenkrippelein.
Buable wos mächst denn hobn? Möchst öpper gar unsre Gob?
Möchst Öpfl oder Birn oder Nussn oder an Kas'?
Willst Zwötschken oder Pflaumen oder süst a sölles Gfraß?