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18. Dezember - Festtagsgrüße#

© Dr. Helga Maria Wolf


Jesusknabe
Der Jesusknabe galt seit dem 16. Jahrhundert als "Neujahrsbringer"
Das Christkind ist der älteste "Neujahrsbringer". Als "gnadenreiches Jesulein" spielte es in der Andachtsgrafik Jahrhunderte hindurch eine Rolle. Bei den Neujahrsbriefen, die in adeligen und geistlichen Kreisen seit dem ausgehenden Mittelalter Verbreitung fanden, verband man persönliche Wünsche mit dem Jesuskind als Boten für ein gutes Jahr. Holzschnitte und Kupferstiche zeigen ein Spruchband und das Jesulein, das einer Blume entsteigt, auf einem Polster, in der Krippe oder in einem Korb liegt. Die Schöpfer von "Neujahrszetteln" des 18. Jahrhunderts umgaben das Kind mit einer Fülle allegorischer Zeichen oder biblischer Szenen. Passionswerkzeuge verweisen auf den Zusammenhang Krippe - Kreuz. Vom Welterlöser erhoffte man sich Segen: "Behütt uns dieses Jahr, Vor best, Krieg, hungersgfar. Und gieb den Seegen dein O! gittigs Jesulein." Auf anderen Bildern wurde der Empfänger angesprochen: "Ich will mit diser gab, mein Freind an dich getencken, und zu ein Neuen Jahr, Das Jesukindlein schencken."


Auch die Heiligen Drei Könige erschienen auf Glückwunschkarten. Der 6. Januar wurde als "Großneujahr" oder "Hochneujahr" mit verschiedenen Bräuchen begangen, und so genannte Dreikönigszettel mit den glückbringenden Initialen C+M+B trug man gern als Amulette. Die Magier, die sich auf die weite Reise zum neugeborenen König begeben hatten, galten auch als Patrone für die letzte Reise, einen guten Tod. Auf einer kombinierten Darstellung von Christkind und drei Königen findet man den Vers: "Ich wünsch dir an mein lieber Christ, Weß würd und Stand du immer bist. Ein neues Jahr voll fried und freud, und nach dem todt die seeligkeit." In der Barockzeit überbrachten Vertreter der Bruderschaften den Mitgliedern gedruckte Neujahrswünsche. Im Mittelpunkt dieser Bilder standen die Zunftpatrone mit ihren Attributen. Neben religiösen Motiven, die an Andachtsbilder erinnern, gab es schon im 16. Jahrhundert geschriebene Glückwunschkarten von Geschäftsleuten. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts verwendeten bestimmte Berufsgruppen gedruckte Neujahrskarten, mit denen sie gratulieren (heischen) gingen. Die Dienerschaft eines Wiener Kaffeehauses verteilte an die "Hochzuverehrenden Herrn Gäste" kolorierte Lithografien. Die Karte zeigt einen Kellner, der dem im Billardsalon sitzenden Gast ein Kännchen Kaffee serviert. Der Herr mit Zylinder hält in der Linken eine lange Pfeife, während er mit der Rechten nach dem Geldbeutel greift. Darunter steht der vielsagende Vers: "Nur Ihre Huld und Ihr gnädiger Blick, Begründen unser größtes Glück!"


Neujahrskarte
Neujahrskarte für die "hochgeehrten Gönner" eines Wachsmanns, 1910 (Niederösterreich).
Um 1797 erfand Aloys Senefelder die Lithografie, ein Flachdruckverfahren. Bilder und Texte werden mit Kreide oder Feder, Pinsel und Fettfarbe auf einen kohlensauren Kalkschiefer aufgebracht. An den behandelten Stellen entsteht durch die chemische Reaktion fettsaurer Kalk, der Fett anzieht und Wasser abstößt. Umgekehrt werden die freien Stellen mit verdünnter Säure wasseraufnahmefähig und fettabstoßend gemacht. Auf dem angefeuchteten Stein haftet dann die Druckfarbe auf der Zeichnung, während sie die freien Stellen abstoßen. Die Chromolithografie für mehrfarbigen Steindruck wurde 1816 erfunden. Seit 1852 gab es lithografische Schnellpressen, die bis zu 600 Drucke pro Stunde schafften. Die neue Technik verursachte eine Bilderflut. Die mit Gratulationskarten beglückten Bürger wussten sich mit einem Anti-Brauch zu helfen: Sie befestigten so genannte Enthebungskarten am Haustor. Man erhielt diese Karten gegen eine Spende bei Pfarrern oder Sozialeinrichtungen und konnte so dokumentieren, dass man schon Gutes getan hatte und von weiteren Besuchern, die ein Trinkgeld erwarteten, verschont bleiben wollte. 1829 führte die Wiener Pfarre Schottenfeld nach Klagenfurter Vorbild die ersten Enthebungskarten ein, um "das blos ceremonielle und daher lästige Glückwünschen zum neuen Jahre zum besten der Armen dieser Pfarre abzustellen".


Christkind
Das Christkind auf der Bildpostkarte wünscht "Gesegnete Weihnachten".
Zur gleichen Zeit erfreuten sich wohlhabende Bürger an verspielten Glückwunschkarten. Mehr als vierzig Verlage beschäftigten sich im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts mit der Herstellung von "Wiener Kunstbilletts". Die Erzeuger dieser Luxuswaren verwendeten als Material Perlmutt, Messing, Spiegel und Fischschuppen. Ein raffiniertes System versteckter Hebel öffnete Blumenkelche und Türen, bewegte Figuren und ließ überraschende Pointen auftauchen. 1794 hatte allein der Kunsthändler Johann Hieronymus Löschenkohl 323 Sorten Neujahrskarten auf Lager: ernsthafte und humorvolle, "Grüße für die Muhme", für Gönner und vor allem für Verliebte. Außerdem konnte man aus einer Kollektion verschiedener Texte und Bilder individuelle Karten zusammenstellen. Löschenkohl schaltete in der Vorweihnachtszeit Zeitungsinserate für seine Produkte: "... in schön illuminierten und anpassenden Einfassungen und Sinnbildern, theils auf Seide, theils auf Papier gedruckt." 1808 schickte eine Wiener Freundin Johann Wolfgang Goethe einige Billetts, für die er sich überschwänglich bedankte: "Sie müssen sogleich den lebhaftesten Dank empfangen. Die zierlichen, nickenden, bückenden und salutierenden kleinen Geschöpfe sind glücklich angekommen und haben nicht allein mir, sondern ganzen Gesellschaften, in denen ich sie produziert, viel Vergnügen gemacht."


Dies waren allerdings reine Neujahrskarten, denn erst langsam entwickelte sich Weihnachten zum idyllischen Familienfest. Die ersten Weihnachts- und Neujahrskarten, noch ohne typisches Motiv, kamen aus England. Der Gründer des Victoria-and-Albert-Museums, Sir Henry Cole, beauftragte den mit ihm befreundeten Künstler John Horsley mit dem Entwurf. Er ließ 1843 tausend Postkarten drucken, teils für den eigenen Gebrauch, teils zum Verkauf für 1 Shilling pro Stück. Der raschen Verbreitung kam eine damals in England erfolgte Porto-Ermäßigung zugute.


Enthebnungskarte
Enthebnungskarte zu Gunsten der Armen Wiens, 1868
In Kontinentaleuropa brachte die Einführung der Correspondenz-Karte mit aufgedruckter Marke den Durchbruch. Österreich führte sie 1869 als erstes Land der Welt ein. Eine Seite der Bildpostkarte war - bis 1906 - der Adresse vorbehalten, der Text musste auf der Bildseite Platz finden und war meist dementsprechend kurz. Die Blütezeit der Bildpostkarten lag zwischen 1898 und 1918. Schnellpressen ermöglichten den Druck großer Auflagen in der Technik der Chromolithografie. Daneben wurden Karten im Buchdruck von Klischees als Strichätzung oder Autotypie oder mit Schnellkopiermaschinen als Fotoabzüge hergestellt. Auch Prägen, Stanzen und Applizieren ungewöhnlichen Materials war beliebt. Als Motive dienten Christbaum-Idyllen, Engel, Kinder, Winterlandschaften und mit Päckchen beladene junge Damen. Religiöse Darstellungen waren eher selten. Mit der Masse kam der Kitsch, dem die so genannte Wiener Werkstätte künstlerisch Wertvolles entgegensetzen wollte. Bei den Karten der Wiener Werkstätte finden sich auch etliche "Krampusgrüße ". Dieses Genre war bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts weit verbreitet. Oft auf rotem Karton gedruckt, zeigten sie Krampus und Nikolo, oft nur den Krampus, wie er Kinder oder - mit Vorliebe - junge Frauen mit der Rute schreckt. Die Verkehrsmittel des roten Teufels entsprachen der jeweils neuesten Mode, vom Fahrrad bis zum Flugzeug und Moped. Dazu passten Verse wie: "Der Krampus auf der Schlurfrakete, wär gut wenn er verschwinden täte".