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Kranz- und Kronenbrauch#

Kranz

Kränze und Kronen finden sich bei vielen Festen im Lebens- und Jahreslauf: Brautkranz und Totenkrone, Blütenkränze der kleinen Mädchen zur Erstkommunion und Fronleichnam. Andere sind Bestandteil weiblicher Tracht und Mode wie Diademe oder die "Schappele" in Vorarlberg. Manche Kränze werden nicht auf dem Haupt getragen, sondern sind Zeichen festlicher Zeiten wie der Adventkranz, Kränze am Maibaum oder Kirtagbaum, Kranz und Krone beim Erntedankest. Sie dienen als Requisit beim Kranzlreiten, das in Kärnten zu Pfingsten Brauch ist, oder als Johanniskränze, die man zur Sonnenwende aus verschiedenen Kräutern flicht. Grabkränze zur Beerdigung oder zu Allerseelen ehren die Verstorbenen. Dazu kommen moderne Dekorationen, die man vor Ostern oder Weihnachten an den Haustüren findet. 

"Was blumengeschmückt ist, das mögen auch die Götter gerne anschauen, ihr Blick wendet sich ab, wenn jemand ohne Kranz naht", schrieb Sappho, die bedeutendste Lyrikerin des klassischen Altertums, im 6. vorchristlichen Jahrhundert. Im antiken Griechenland schmückten sich Männer und Frauen mit Kränzen aus Blüten und Blättern. Diese kommen auch in Mythen, wie bei Ariadne und Minotauros, vor. Der vergoldete Blütenkranz, den Dionysos seiner Braut Ariadne überreichte, gab einem der 48 Sternbilder der antiken Astronomie seinen Namen. (Kranz der Ariadne, nördliche Krone). Hephaistos gewann Aphrodite, nachdem er ihr einen duftenden Veilchenkranz aufsetzte. Kränze waren wichtige Attribute kultischer Handlungen, Auszeichnungen für verdiente Bürger, Zeichen der Staatsmacht, Siegespreise bei Wettspielen, Schmuck bei Festen, Zeichen der Freude wie der Trauer. Alles was heilig oder festlich erscheinen sollte, wurde bekränzt. Die magische Form des Kreises sollte den Träger schützen, den Pflanzen kam symbolische Bedeutung zu. Besonders geschätzt waren immergrüne Zweige wie Lorbeer, Myrte, Olive oder Efeu. 

Im christlichen Weltbild spielten die Dornenkrone Jesu und das Sternendiadem der Himmelskönigin (vgl. Apok 12,1) eine Rolle. Der Rosenkranz als geschlossene Gebetszählschnur für "Ava Maria" war im ausgehenden Mittelalter das meist benutzte Kultgerät der katholischen Bevölkerung.


Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 466
M. Heilmeyer: Informationsblatt des Botanischen Museums Berlin-Dahlem. 2002

Bild:
Erstkommunikantin mit Blütenkranz. Foto: Doris Wolf, 2013