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Soziologie#

Im 19. Jahrhundert übernahmen L. von Stein, Karl Freiherr von Vogelsang und A. Schäffle von deutschen Denkern den romantischen Organizismus. Dieses Denkmodell, in dem Erscheinungen aus der organischen Natur auf die Gesellschaft übertragen wurden, wandte die aus der Donaumonarchie selbst stammende Gründergeneration der Soziologie um 1900 auf die Konflikte zwischen Klassen, Ständen oder Nationen an, wobei sie sich freilich eher am Positivismus, Sozialdarwinismus oder Marxismus orientierte (Ethnosoziologie: L. Gumplowicz, Gustav Ratzenhofer, Richard Thurnwald; Wissenssoziologie: Wilhelm Jerusalem, K. Mannheim, G. von Lukács; Rechtssoziologie: Eugen Ehrlich, G. Jellinek; Moralstatistik: Thomas Garrigue Masaryk, Eugen von Philippovich, F. Savorgnan, Otto Neurath).

1907 gründeten R. Goldscheid, C. Grünberg, Karl Renner, L. Brentano, W. Jerusalem und andere eine "Soziologische Gesellschaft in Wien". Die weitere Entwicklung des Fachs erfolgte aus politischen Gründen schleppend. Der Aufschwung der Soziologie in der 1. Republik ging von Nachbarfächern wie Ökonomie und Philosophie aus oder fand außeruniversitär statt (Austromarxismus: # Max Adler, Otto Bauer, Rudolf Hilferding, K. Renner; Psychoanalyse: Alfred Adler, Jakob Levy Moreno; Liberalismus: G. von Wieser, Joseph Alois Schumpeter, Karl Popper; Organizismus und Linkskatholizismus: Anton. Günther, Othmar Spann, Anton Orel, Ernst Karl Winter, August Maria Knoll).

Ihre eigentliche Blüte erlebte die österreichische Soziologie erst nach 1939 in der Emigration: Mehr als 100 Exilösterreicher kamen auf sozialwissenschaftliche Lehrstühle in ihren Gastländern, darunter Hans Kelsen, K. Polanyi, Paul Lazarsfeld, S. E. Voegelin, Alfred Schütz, Marie Jahoda, H. Zeisel, Friedrich August von Hayek und W. Stark. In Österreich selbst wurde der erste soziologische Lehrstuhl erst 1950 errichtet. Mittlerweile gibt es Lehrstühle an allen Universitäten des Landes, außeruniversitäre Forschungsinstitute und eine "Österreichische Gesellschaft für Soziologie", die eine Zeitschrift herausgibt.

Literatur#

  • M. R. Lepsius (Hg.), Soziologie in Deutschland und Österreich 1918-45, 1981
  • J. Langer (Hg.), Geschichte der österreichischen Soziologie, 1988