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iit-Themenband – Künstliche Intelligenz 59
Berechner – das Wort Computer stammt vom lateinischen Wort für berechnen (com-
putare) – wurden hauptsächlich in Bereichen eingesetzt, in denen die menschlichen
Berechnungen zu aufwendig, schwierig oder langwierig waren wie Kryptografie,
Wettervorhersagen, Simulationen von Atombombenexplosionen oder die Flugbahn
von Raketen. Für die Programmierung und Steuerung dieser riesigen Rechenmaschi-
nen wurden Lochkarten, Drehschalter und allererste Tastaturen genutzt. Was diese
ersten Rechenautomaten jedoch nicht hatten, war etwas, das in unserer heutigen
Nutzung aller elektronischen Geräte zentral ist: eine direktes Interface, also eine
Steuerung mit einer visuellen oder sogar haptischen Bedienoberfläche.
Ohne ein Interface kann ein Computer nur in einem aufeinanderfolgenden stetigen
Ablauf von Eingabe und Ausgabe genutzt werden. Heute werden Computer natür-
lich grundsätzlich anders genutzt. Es gibt beispielsweise eine Desktopoberfläche, die
mit Maus und Tastatur gesteuert wird, beim Smartphone oder Tablet geschieht dies
über Berührung, während die Auswirkungen direkt am Bildschirm sichtbar werden.
Aber in vielerlei Hinsicht hat sich an der Nutzung ein Grundprinzip kaum verändert:
Menschen benutzen die heutigen Geräte des Informationszeitalters als eine Form des
kognitiven Outsourcings (Nielsen 2016), indem sie ein Problem oder eine Frage an
das Gerät formulieren, das diese Problemstellung verarbeitet und eine Lösung prä-
sentiert. Das geschieht in der Regel zwar über modernste Interfaces, die an das
jeweilige Endgerät angepasst sind, der kognitiver Beitrag bleibt dabei jedoch häufig
begrenzt und wird in einigen Fällen sogar aktiv beschränkt, um möglichst gleiche
Ergebnisse zu erhalten. Ein Beispiel dafür ist die Wegfindung mit Hilfe eines Karten-
dienstes wie Google Maps oder Apple Maps. Der menschliche Nutzer fragt das Com-
puterprogramm lediglich nach dem schnellsten Weg, ohne dass eine Rücksprache
zur genaueren Intention stattfindet. In der Intention für den Weg könnten aber wich-
tige Informationen verborgen liegen, welche den idealen Weg beeinflussen. Es wäre
beispielsweise denkbar, dass der Nutzer den Weg gerne mit einem ausgedehnten
Spaziergang verbinden würde und insofern nicht am schnellsten, sondern ange-
nehmsten Ergebnis interessiert ist.
Die aktuellen Debatten und Entwicklungen im Bereich der KI gehen häufig sogar
noch einen Schritt weiter, denn vielfach wird davon ausgegangen, dass sich die kog-
nitiven Leistungen des Menschen reproduzieren oder sogar ersetzen lassen. In die-
sem Sinne lesen sich die Meilensteine, an denen KI menschliche Leistungen übertrof-
fen hat, als eine Geschichte des Sieges der KI über den Menschen und nicht als ein
Versuch, die menschlichen Leistungen durch Computer zu verbessern: Schach 1997
(Campbell et al. 2002), Jeopardy 2011 (IBM 2010), Atari Computerspiele 2013 (Mnih
et al.), Bilderkennung 2015 (He et al.), Spracherkennung 2015 (Amodei et al.) und
Go 2016 (Silver et al. 2017). Ohne in die Debatte über die ethischen und gesell-
schaftlichen Konsequenzen dieser Entwicklung einzusteigen (siehe Teil C, Beitrag
12),
Künstliche Intelligenz
Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Titel
- Künstliche Intelligenz
- Untertitel
- Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Herausgeber
- Volker Wittpahl
- Verlag
- Springer Vieweg
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-58042-4
- Abmessungen
- 16.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 286
- Schlagwörter
- Elektrische Antriebssysteme, Intelligentes Gesamtmaschinenmanagement, Künstliche Intelligenz, Data Mining, Maschinelles Lernen, Deep Learning, artificial intelligence, data mining, machine learning, deep learning
- Kategorie
- Technik
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Inhaltsverzeichnis 15
- A Technologie 18
- B Anwendung 92
- Einleitung: KI ohne Grenzen? 95
- 5. Neue Möglichkeiten für die Servicerobotik durch KI 99
- 6. E-Governance: Digitalisierung und KI in der öffentlichen Verwaltung 122
- 7. Learning Analytics an Hochschulen 142
- 8. Perspektiven der KI in der Medizin 161
- 9. Die Rolle der KI beim automatisierten Fahren 176
- 10. Maschinelle Übersetzung 194
- C Gesellschaft 212
- Ausblick 273
- Anhang 277
- Autorinnen und Autoren 277
- Abkürzungsverzeichnis 286