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iit-Themenband – Künstliche Intelligenz 111
Intelligente Roboter in Medizin und Pflege
Im Unterschied zur Landwirtschaft warten in Medizin und Pflege Herausforderungen
ganz anderer Art auf KI und Robotik, denn hier sollen autonome Roboter mit Men-
schen interagieren können. Selbstverständlich gibt es auch in diesem Bereich Ein-
satzfälle einfacherer Art, z.
B. in der Gebäudereinigung, der Entsorgung von medizi-
nischem Müll oder der Organisation medizinischer Güter (International Federation of
Robotics 2017b). Solche Anwendungen unterscheiden sich jedoch wenig von ande-
ren Aktivitäten in der Logistik generell. Hier liegt der Fokus daher auf Servicerobo-
tern, die mit Menschen interagieren.
Roboter können Menschen auf einer rein körperlichen Ebene behandeln, wie bei der
Präzisionschirurgie, der intelligenten Prothetik oder auch bei chirurgischen Schulun-
gen. Dabei erstreckt sich die Autonomie der Roboter hauptsächlich auf das Bereini-
gen und Korrigieren, etwa zur Stabilisierung der menschlichen Bewegungen (Inter-
national Federation of Robotics 2017b). Relevant für diese Anwendungsfälle sind
hauptsächlich die KI-Technologien ML, Computer Vision, Aktionsplanung und Opti-
mierung.
Technologisch anspruchsvoller sind Systementwicklungen, die eine Mensch-Roboter-
Interaktion beinhalten. Hierbei soll etwa ein Assistenz- oder Rehabilitationsroboter
als autonomer Agent mit einem Menschen kooperieren (International Federation of
Robotics 2017b). Zu unterscheiden sind dabei die physische Interaktion (Ikemoto et
al. 2012), in der Mensch und Roboter einander berühren oder sich zusammen bewe-
gen, und der verbale Austausch, bei dem Roboter und Mensch sich auch sprachlich
verständigen. In der Mensch-Roboter-Interaktion ermöglichen neue KI-Methoden
eine Flexibilisierung der sensorischen Datenverarbeitung (Wahrnehmung), der Akti-
onsplanung und der Handlung. Zusätzlich zur Umgebung muss auch der Mensch als
Akteur modelliert und interpretiert werden: menschliches Wohlbefinden wie Emoti-
onen oder Gesundheit und menschliche Ziele wie Intentionen gilt es aus den Sensor-
daten abzuschätzen und durch robotische Handlungen zu unterstützen. Auf sich
schnell ändernde Bewegungen und Reaktionen des Menschen muss der Roboter in
Echtzeit eingehen. Hierfür bedarf es neben Computer Vision, ML, Aktionsplanung
und Optimierung auch neuer KI-Technologien in den Bereichen Kognitive Modellie-
rung, Natural Language Processing (NLP) und Semantische Technologien (siehe
Abbildung 5.7).
In Japan, wo die Akzeptanz für robotische Assistenzsysteme sehr viel höher ist als in
Deutschland, werden in der Altenpflege schon seit mehr als zehn Jahren robotische
Haustiere eingesetzt, die sehr einfache Verhaltensschaltkreise haben (Rabe und Kohl-
bacher 2015). Auch in anderen Bereichen können soziale robotische Assistenzsys-
teme hilfreich sein, z. B. bei autistischen Kindern, die in manchen Fällen die Interak-
tion mit einem Roboter der Interaktion mit Menschen vorziehen (Feil-Seifer und
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Inhaltsverzeichnis 15
- A Technologie 18
- B Anwendung 92
- Einleitung: KI ohne Grenzen? 95
- 5. Neue Möglichkeiten für die Servicerobotik durch KI 99
- 6. E-Governance: Digitalisierung und KI in der öffentlichen Verwaltung 122
- 7. Learning Analytics an Hochschulen 142
- 8. Perspektiven der KI in der Medizin 161
- 9. Die Rolle der KI beim automatisierten Fahren 176
- 10. Maschinelle Übersetzung 194
- C Gesellschaft 212
- Ausblick 273
- Anhang 277
- Autorinnen und Autoren 277
- Abkürzungsverzeichnis 286