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iit-Themenband – Künstliche Intelligenz 113
Mataric 2011). Bekannt ist zudem, dass Kriegsveteranen sich häufig lieber von einem
virtuellen Avatar als von einem Psychotherapeuten behandeln lassen, um der Stigma-
tisierung ihrer mentalen Krankheit zu entgehen (Lucas et al. 2017).
Solche robotischen „Companion“-Systeme, die Menschen in erster Linie körperlich
oder emotional stützen, könnten in Zukunft vermehrt dazu genutzt werden, den
Gesundheitszustand eines Patienten zu überwachen. Denn NLP, ML und Computer
Vision sind zunehmend dazu fähig, Emotionen, mentale Zustände und Stress im All-
gemeinen zu erkennen (El Kaliouby und Robinson 2004), zudem besonders auch
Symptome körperlicher (Bartlett et al. 2014) und mentaler (Bedi et al. 2015) Krank-
heiten einzuschätzen. Roboter-Companions könnten somit die zur Zeit bestehenden
Versorgungslücken in der Überwachung von gefährdeten Patientinnen und Patien-
ten schließen, da sie, im Gegensatz zu menschlichem Pflegepersonal, rund um die
Uhr im vollen Umfang einsatzfähig sind und z. B. automatisch Alarm auslösen kön-
nen, wenn sie einen kritischen Zustand erkennen.
Auf Basis von KI-Technologien zur intelligenten Interpretation solcher diagnoserelevan-
ten Sensordaten könnten robotische Assistenzsysteme künftig auch direkt selbst ein-
greifen, sei es, dass sie Patienten daran erinnern, bestimmte Aktionen durchzuführen
wie etwa Medikamente einzunehmen, oder dass sie mit dem Patienten zusammenar-
beiten. So könnten Rehabilitationsroboter – ähnlich einem „Serious Gaming“-Ansatz
– einem Patienten motivierendes Feedback zu dessen Verhalten geben. Auch könnten
Roboter Aufgaben übernehmen, die für menschliche Pfleger unangenehm sind,
gesundheitsgefährdend oder sie gar überfordern, wie das Heben oder Bewegen nicht-
mobiler Patientinnen und Patienten (International Federation of Robotics 2017b).
Je interaktiver eine geplante Roboteraufgabe ist, desto höher sind die Anforderun-
gen an die KI-Technologien, die menschlichen Aktionen und Intentionen nachzuvoll-
ziehen und auf Reaktionen einzugehen. Hier kommen NLP-Technologien eine wich-
tige Funktion zu, da Roboter, die bei der Schätzung menschlicher Verhaltensabsich-
ten aufgrund von Beobachtung sehr unsicher sind, mittlerweile sogar klärend
nachfragen können (Whitney et al. 2017; Ackermann 2017a).
Handlungsräume
Für die noch relativ junge Servicerobotik kann KI zu einer Schlüsseltechnologie wer-
den, die ihr einen breiten Einsatz in unterschiedlichsten Feldern ermöglicht. Gerade
in Deutschland könnten Serviceroboter nicht nur in der Industrie dazu beitragen, die
Produktivität zu steigern und nachhaltiger zu wirtschaften, sondern auch den demo-
grafischen Wandel ausgleichen und außerhalb der Fabrikhallen in zentralen Berei-
chen unserer Gesellschaft entlastend wirken.
Künstliche Intelligenz
Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Titel
- Künstliche Intelligenz
- Untertitel
- Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Herausgeber
- Volker Wittpahl
- Verlag
- Springer Vieweg
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-58042-4
- Abmessungen
- 16.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 286
- Schlagwörter
- Elektrische Antriebssysteme, Intelligentes Gesamtmaschinenmanagement, Künstliche Intelligenz, Data Mining, Maschinelles Lernen, Deep Learning, artificial intelligence, data mining, machine learning, deep learning
- Kategorie
- Technik
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Inhaltsverzeichnis 15
- A Technologie 18
- B Anwendung 92
- Einleitung: KI ohne Grenzen? 95
- 5. Neue Möglichkeiten für die Servicerobotik durch KI 99
- 6. E-Governance: Digitalisierung und KI in der öffentlichen Verwaltung 122
- 7. Learning Analytics an Hochschulen 142
- 8. Perspektiven der KI in der Medizin 161
- 9. Die Rolle der KI beim automatisierten Fahren 176
- 10. Maschinelle Übersetzung 194
- C Gesellschaft 212
- Ausblick 273
- Anhang 277
- Autorinnen und Autoren 277
- Abkürzungsverzeichnis 286