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168 B Anwendung
Frühstadium hätte dennoch einige Vorteile. Sie würde es den betroffenen Personen
beispielsweise ermöglichen, ihren Lebensstil zu ändern, um bekannte Risikofaktoren
für die Krankheit zu reduzieren. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass eine Behand-
lung mit heute verfügbarer Medikation umso besser wirkt, je früher sie im Krank-
heitsverlauf angewendet wird. Weiterhin kann mittels der Diagnostik bei ersten
unspezifischen Symptomen eine Abgrenzung der Alzheimer-Krankheit von anderen
Formen der Demenz vorgenommen werden. Für den Test von künftig einmal vorhan-
denen präventiv wirkenden Medikamenten könnte die Diagnostik außerdem dabei
helfen, geeignete Patienten in klinische Studien einzuschließen.
KI-Methoden könnten langfristig dazu beitragen, die Entstehung von Krankheiten zu
verhindern, was einem Paradigmenwechsel von der jetzigen reaktiven Krankheitsver-
sorgung zu einer präventiven Gesundheitsversorgung gleichkäme. Um KI für dieses
Ziel zu trainieren, müssten idealerweise hervorragend strukturierte Daten sehr vieler
Menschen über einen möglichst langen Zeitraum zur Verfügung stehen – wie es
beispielsweise in der „All of US“-Kohortenstudie der US-amerikanischen NIH der Fall
sein wird. Darin sollen eine Million oder mehr Menschen auf freiwilliger Basis über
viele Jahre hinweg begleitet und ihr Gesundheitszustand, ihre Umwelt und ihr
Lebensstil detailliert aufgezeichnet werden (National Institutes of Health 2018).
Der lange Weg zum Einsatz in der Praxis
Die Verbesserung der Leistungsfähigkeit von Computern sowie der Ausrichtung von
Chip-Herstellern hin zu dedizierter KI-Hardware hat dazu beigetragen, dass sich Deep
Learning und die Anwendung neuronaler Netze stark verbreiten konnten. Die Tür zu
zahlreichen Anwendungen in der Medizin steht weit offen. Allerdings sind zum Trai-
ning entsprechender Algorithmen große Mengen an Trainingsdaten notwendig. Das
Beispiel des NIH-Thorax-Bilddatensatzes verdeutlicht allerdings, wie schnell Algorith-
men entwickelt werden können, wenn adäquate Basisdaten vorliegen. Grundsätzlich
lassen sich zwar auch mit kleineren Datensätzen gute Ergebnisse erzielen, die Genauig-
keit nimmt jedoch mit größerer Fallzahl zu. Daher ist die Verfügbarkeit von, von Ärzten
annotierten, strukturierten Datensätzen für zukünftige Entwicklungen insbesondere im
radiologischen Bereich entscheidend. Dieses Nadelöhr haben auch die großen Techno-
logie- und Gesundheitskonzerne erkannt und versuchen, sowohl durch Firmenzukäufe
(siehe IBM: Übernahme von Merge Healthcare Inc.52; Dignan 2015 oder siehe Roche:
Übernahme von Flatiron Health, Inc.53; F. Hoffmann La-Roche AG 2018) als auch durch
52 Ein Unternehmen aus dem Bereich medizinischer Bildgebung
53 Technologie- und Dienstleistungsunternehmen im Gesundheitswesen insbesondere im
Bereich Onkologie
Künstliche Intelligenz
Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Titel
- Künstliche Intelligenz
- Untertitel
- Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Herausgeber
- Volker Wittpahl
- Verlag
- Springer Vieweg
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-58042-4
- Abmessungen
- 16.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 286
- Schlagwörter
- Elektrische Antriebssysteme, Intelligentes Gesamtmaschinenmanagement, Künstliche Intelligenz, Data Mining, Maschinelles Lernen, Deep Learning, artificial intelligence, data mining, machine learning, deep learning
- Kategorie
- Technik
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Inhaltsverzeichnis 15
- A Technologie 18
- B Anwendung 92
- Einleitung: KI ohne Grenzen? 95
- 5. Neue Möglichkeiten für die Servicerobotik durch KI 99
- 6. E-Governance: Digitalisierung und KI in der öffentlichen Verwaltung 122
- 7. Learning Analytics an Hochschulen 142
- 8. Perspektiven der KI in der Medizin 161
- 9. Die Rolle der KI beim automatisierten Fahren 176
- 10. Maschinelle Übersetzung 194
- C Gesellschaft 212
- Ausblick 273
- Anhang 277
- Autorinnen und Autoren 277
- Abkürzungsverzeichnis 286