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iit-Themenband – Künstliche Intelligenz 181
ren: Erstens soll die Leistungsfähigkeit des Menschen erweitert werden, da automa-
tisierte Fahrzeuge die Mobilität für alle (Minderjährige, Senioren und Menschen mit
Behinderungen) erhöhen oder überhaupt erst ermöglichen. Die zweite Vision ist eine
deutliche Reduzierung der Verkehrsunfälle. Dies ist ein zentrales Argument für die
Einführung des automatisierten Fahrens, da mehr als 90 Prozent der jährlich 1,25
Millionen Verkehrstoten weltweit auf menschliches Versagen zurückzuführen sind
(Smith 2013). Dies, so die Hoffnung, ließe sich in einem vollautomatisierten und voll-
ständig vernetzten Verkehrssystem vermeiden. Auf eine Optimierung der Verkehrs-
flüsse zielt eine dritte Vision, es geht um die Entlastung des urbanen Verkehrs. Dies
könne z. B. durch eine größere Attraktivität von (neuen) Alternativen zum privaten
und personenbezogenen Fahrzeug erreicht werden. Die drei Vorstellungen, Mobilität
durch KI zu verbessern, visualisiert Abbildung 9.2.
Nutzerakzeptanz als Erfolgsfaktor für das automatisierte Fahren
Der Durchbruch neuer Technologien hat neben seinen technischen oft auch soziale
Aspekte. Bis das automatisierte Fahren eine alltägliche und selbstverständliche Ange-
legenheit für uns alle sein wird, müssen die Entwickler noch einige Hürden auf jeder
dieser Ebenen überwinden. Zum Beispiel können die notwendigen Lernphasen für
die unterschiedlichen KI-Anwendungen, insbesondere wenn es um Sicherheit geht,
nicht einfach im realen Verkehr stattfinden (siehe Einleitung zu Kapitel Technologie
„Entwicklungswege zur KI“). Gleichwohl wird der KI-Algorithmus erst durch Lernvor-
gänge kontinuierlich besser und robuster. Sind hierfür ausreichend Vergleichsdaten
in entsprechender Güte vorhanden, kann anhand dieser Datenbasis eine Phase der
Anwendungsalgorithmen einsetzen, in der sie „angelernt“ werden, z. B. kritische
Situationen im Straßenverkehr zu erkennen und darauf zu reagieren. Oder sie lernen,
mittels Spracherkennung intuitiv mit dem Fahrer zu interagieren, die Gefühlslage des
Fahrers bzw. der Passagiere einzuschätzen, um aktiv darauf einzugehen.
Wenn auch eine KI-Anwendung im Laufe der Zeit immer zuverlässiger wird, ist in
frühen Stadien mit einer hohen Fehlerquote zu rechnen. In den sicherheitsrelevanten
Anwendungen der Mobilität ist dies jedoch inakzeptabel. Für das automatisierte Fah-
ren können falsche Ergebnisse etwa beim Erkennen der Umgebung potenziell lebens-
bedrohlich sein und dürfen weder vom Hersteller noch vom Nutzer hingenommen
werden.
Und das automatisierte Fahren wirft weitere Fragen auf, die derzeit ungeklärt sind,
insbesondere ethischer Natur. Was soll geschehen, wenn das autonome Fahrzeug
einen unausweichlichen Unfall detektiert und urteilen muss, ob Personen-, Tier-,
oder Sachschäden vorzuziehen sind (Ethik-Kommission 2017)? Eine Implementierung
derartiger Entscheidungen in einen Algorithmus möchte wohl kein Autohersteller
und erst recht keine Ingenieurin und kein Ingenieur verantworten. Auch fehlt derzeit
Künstliche Intelligenz
Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Titel
- Künstliche Intelligenz
- Untertitel
- Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Herausgeber
- Volker Wittpahl
- Verlag
- Springer Vieweg
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-58042-4
- Abmessungen
- 16.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 286
- Schlagwörter
- Elektrische Antriebssysteme, Intelligentes Gesamtmaschinenmanagement, Künstliche Intelligenz, Data Mining, Maschinelles Lernen, Deep Learning, artificial intelligence, data mining, machine learning, deep learning
- Kategorie
- Technik
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Inhaltsverzeichnis 15
- A Technologie 18
- B Anwendung 92
- Einleitung: KI ohne Grenzen? 95
- 5. Neue Möglichkeiten für die Servicerobotik durch KI 99
- 6. E-Governance: Digitalisierung und KI in der öffentlichen Verwaltung 122
- 7. Learning Analytics an Hochschulen 142
- 8. Perspektiven der KI in der Medizin 161
- 9. Die Rolle der KI beim automatisierten Fahren 176
- 10. Maschinelle Übersetzung 194
- C Gesellschaft 212
- Ausblick 273
- Anhang 277
- Autorinnen und Autoren 277
- Abkürzungsverzeichnis 286