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iit-Themenband – Künstliche Intelligenz 225
und zu bewerten oder gar kreative Aufgaben zu lösen (Heinen et al. 2017; Dengler
und Matthes 2018; Brynjolfsson und McAfee 2012). Mit KI könnte also langfristig
der technologische Wandel eine „neue Stufe“ erreichen, die sich mit Blick auf die
Arbeit deutlich von der bisherigen Automatisierung und Digitalisierung unterschei-
det. Doch auch dabei stellt sich die Frage, ob dieser Prozess tatsächlich einen substi-
tutiven Charakter hat und somit in Arbeitsplatzverluste zur Folge hat oder ob sich
durch KI-Anwendungen neue Chancen für einen komplementären Technologieein-
satz bei der menschlichen Arbeit auftun.
In Umfragen sind zumindest die US-Amerikaner weitgehend optimistisch über die
Auswirkungen von KI: 76 Prozent der Befragten einer Gallup-Umfrage „stimmten
zu“ bzw. „stimmten voll und ganz zu“, dass KI in den kommenden zehn Jahren
einen grundlegenden Einfluss auf die Art und Weise haben wird, wie Menschen
leben und arbeiten. Unter den Befragten, die diesen Wandel erwarten, haben wie-
derrum 77 Prozent eine „weitgehend positive“ bzw. „sehr positive“ Sicht auf die
Veränderungen, die KI in beiden Bereichen auslösen wird (Gallup Inc. 2018). Aller-
dings erwartet mit 73 Prozent auch ein Großteil der Befragten einen Netto-Verlust
von Arbeitsplätzen durch KI. Insbesondere Befragte aus Arbeiterberufen zeigten sich
besorgt. Insgesamt erwarteten 82 Prozent von ihnen einen Netto-Stellenabbau – im
Vergleich zu 71 Prozent der Angestellten (Gallup Inc. 2018). Unterdessen ist nur ein
vergleichsweise kleiner Prozentsatz um den eigenen Posten besorgt: Lediglich 23
Prozent der Berufstätigen sind „etwas besorgt“ oder „sehr besorgt“, ihre Arbeit an
neue Technologien zu verlieren. Die Angst vor einem Jobverlust ist dabei höher bei
Befragten mit geringerem Bildungsstand (Gallup Inc. 2018).
Die Ursache dafür könnte jedoch in einer „irrationalen Verweigerung“ neuer Techno-
logien liegen, die Suesskind und Suesskind (2015, S. 44) als „dogmatische Ableh-
nung eines Systems“ definieren, „mit dem der Skeptiker keine direkte persönliche
Erfahrung hat.“ Dabei wird typischerweise die Transferfähigkeit der betreffenden
Technologien auf den eigenen Beruf angezweifelt. Kombiniert mit einer „technolo-
gischen Kurzsichtigkeit“ wird das Veränderungspotenzial zukünftiger Anwendungen
unterschätzt, da als Referenz heutige Arbeitsweisen und aktuelle (Assistenz-) Techno-
logien mit ihren entsprechenden Mängeln dienen. Dazu passt das „Gesetz“ von Roy
Amara („Amara’s Law”), das besagt: „Wir neigen dazu, kurzfristig den Effekt einer
Technologie zu überschätzen und den Effekt auf lange Sicht zu unterschätzen“
(Brooks 2017).
Aktuelle Entwicklungen
In Anknüpfung an die beschriebene Polarisierungs-Literatur, die vor allem eine rück-
blickende Perspektive bietet, hat sich in den letzten Jahren ein weiterer Strang in der
Künstliche Intelligenz
Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Titel
- Künstliche Intelligenz
- Untertitel
- Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Herausgeber
- Volker Wittpahl
- Verlag
- Springer Vieweg
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-58042-4
- Abmessungen
- 16.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 286
- Schlagwörter
- Elektrische Antriebssysteme, Intelligentes Gesamtmaschinenmanagement, Künstliche Intelligenz, Data Mining, Maschinelles Lernen, Deep Learning, artificial intelligence, data mining, machine learning, deep learning
- Kategorie
- Technik
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Inhaltsverzeichnis 15
- A Technologie 18
- B Anwendung 92
- Einleitung: KI ohne Grenzen? 95
- 5. Neue Möglichkeiten für die Servicerobotik durch KI 99
- 6. E-Governance: Digitalisierung und KI in der öffentlichen Verwaltung 122
- 7. Learning Analytics an Hochschulen 142
- 8. Perspektiven der KI in der Medizin 161
- 9. Die Rolle der KI beim automatisierten Fahren 176
- 10. Maschinelle Übersetzung 194
- C Gesellschaft 212
- Ausblick 273
- Anhang 277
- Autorinnen und Autoren 277
- Abkürzungsverzeichnis 286