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iit-Themenband – Künstliche Intelligenz 243
und Arbeitswelten vorgedrungen. Im Krankenhaus assistieren OP-Roboter, im Büro
und im Alltag unterstützen smarte Assistenten den Menschen und im Verkehr
ermöglichen intelligente Sensoren autonomes Fahren. Kontinuierlich wachsen
dadurch die Interaktionen mit intelligenten Systemen, aus dem „artificial“ in AI, der
englischen Abkürzung für KI, wird ein „augmented“. KI wird allgegenwärtig. Dabei
zeigen sich Nutzen, aber auch Risiken immer deutlicher. Etwa, wenn Algorithmen
diskriminieren, weil sie aus den Informationen über die Handlungen der Menschen
lernen (Süddeutsche 2017b), wenn autonome Systeme sich nicht mehr steuern las-
sen, wenn Chatbots öffentliche Diskussionen dominieren oder wenn KI-Algorithmen
zu kriminellen Zwecken eingesetzt werden. Nicht zu reden von den Gefahren intelli-
genter Waffensysteme (Kleinberg et al. 2017).
Dass KI immer mehr Aufgaben übernimmt, wird hier mitunter zum Problem. Und es
erweist sich, dass ein Zusammenleben mit KI nicht zwangsläufig ein besseres sein
muss. Das Selbstverständnis des Menschen prägt sich dabei entlang der Entschei-
dung aus, ob er in eine existentielle Konkurrenz mit der KI eintritt, oder aber ob er
die Oberhand behält, indem die Position einer „Superintelligenz“ klar geregelt ist
und KI ihm sehr kontrolliert assistiert und sukzessive Aufgaben abnimmt.
Dafür braucht es ethische und institutionelle Arrangements, die nicht die technologi-
schen Möglichkeiten beschränken, wohl aber die Risiken benennen. Es geht dann
nicht nur darum, wer Entscheider und wer verantwortlich ist, sondern auch darum,
wer im Zusammenspiel Mensch-Maschine die Kontrolle behält und wie der Mensch
einen eigenen Willen aufrechterhalten und schlussendlich auch durchsetzen kann.
Die Beantwortung dieser Fragen ist aufgrund der enormen Komplexität von KI-Syste-
men, der Datenmenge und schieren Entwicklungsgeschwindigkeit alles andere als
einfach. Inwieweit die Algorithmen fehlerfrei arbeiten und die Daten korrekt sind,
kann der einzelne Nutzer kaum noch einschätzen. Und selbst Entwickler sind zum
Teil überrascht von der sprunghaft steigenden Leistungsfähigkeit der KI. Der Aufbau
von Transparenz und Überwachungsstrukturen, von Standards und Sanktionsmus-
tern ist darum die Grundvoraussetzung für eine ethisch verantwortungsvolle Nut-
zung. Der kritische Umgang mit den KI-Systemen und ihren Ergebnissen schaffen
schließlich erst einen zumindest gesellschaftlich verträglichen Durchsatz von KI. Dafür
braucht es Vertrauen, basierend auf mehr menschlicher Souveränität und Kompe-
tenz im Umgang mit KI.
Viele Akteure – nicht nur KI-Kritiker, sondern auch die Politik und nicht zuletzt starke
Profiteure von KI wie Google oder IBM – sind in den vergangenen Jahren in dieser
Frage aktiv geworden. So lassen die Vereinten Nationen die Potenziale von KI auch
unter ethischen Gesichtspunkten prüfen (UN 2017). Initiativen wie AINOW oder
OpenAI wollen globale Standards für KI etablieren, um sie zu demokratisieren und
vor allem weniger auf Eliten zentriert zu gestalten. Alle sollen KI nutzen können und
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Inhaltsverzeichnis 15
- A Technologie 18
- B Anwendung 92
- Einleitung: KI ohne Grenzen? 95
- 5. Neue Möglichkeiten für die Servicerobotik durch KI 99
- 6. E-Governance: Digitalisierung und KI in der öffentlichen Verwaltung 122
- 7. Learning Analytics an Hochschulen 142
- 8. Perspektiven der KI in der Medizin 161
- 9. Die Rolle der KI beim automatisierten Fahren 176
- 10. Maschinelle Übersetzung 194
- C Gesellschaft 212
- Ausblick 273
- Anhang 277
- Autorinnen und Autoren 277
- Abkürzungsverzeichnis 286