Seite - 11 - in Bildung überdenken - Ein globales Gemeingut?
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11Zusammenfassung
Arbeitsverhältnissen. Während die Trends auf eine zunehmende Diskrepanz zwischen
dem Bildungswesen und der sich rasch wandelnden Arbeitswelt deuten, bieten sie
auch Gelegenheit, um die Beziehungen zwischen Bildung und gesellschaftlicher
Entwicklung neu zu überdenken. Ausserdem braucht es angesichts der zunehmenden
Mobilität der Lernenden und Arbeitenden über nationale Grenzen hinweg und an-
gesichts der neuen Muster des Wissens- und Kompetenztransfers auch neue Me-
thoden, um das Lernen anzuerkennen, zu bestätigen und zu bewerten. In Bezug auf
die Bürgerverantwortung stehen die nationalen Bildungssysteme vor der Aufgabe,
in einer zunehmend vernetzten Welt der gegenseitigen Abhängigkeiten Identität zu
stiften sowie das Bewusstsein und den Sinn für die Verantwortung gegenüber anderen
Menschen zu fördern.
Der in den vergangenen Jahrzehnten weltweit verbesserte Zugang zur Bildung setzt
die öffentlichen Finanzen stärker unter Druck. Ausserdem haben in den letzten paar
Jahren die Forderungen nach einem Mitspracherecht in öffentlichen Angelegenheiten
und nach der Einbeziehung nichtstaatlicher Akteure in die Bildung auf nationaler wie
globaler Ebene zugenommen. Diese Diversifizierung der Partnerschaften verwischt
die Grenzen zwischen öffentlichem und privatem Bereich, was Probleme für die
demokratische Kontrolle (Governance) des Bildungswesens schafft. Kurz: Es wird
immer notwendiger, die Beiträge und Anforderungen der drei Regulatoren sozialen
Verhaltens aufeinander abzustimmen: der Gesellschaft, des Staates und des Marktes.
Rekontextualisierung von Bildung und Wissen als globale Gemeingüter
Angesichts dieser sich rasch wandelnden Realität müssen wir die normativen
Grundsätze, die die Governance in der Bildung leiten, neu überdenken: insbesondere
das Recht auf Bildung und die Vorstellung von Bildung als öffentliches Gut. Im
internationalen Bildungsdiskurs wird in der Tat oft von Bildung als Menschenrecht und
öffentlichem Gut gesprochen. Zwar sind diese Prinzipien in Bezug auf die Grundbildung
relativ unbestritten. Was ihre Anwendbarkeit auf die höhere Bildung und Ausbildung
betrifft, fehlt der Diskussion jedoch weitgehend ein allgemeiner Konsens. Inwiefern
gelten das Recht auf Bildung und das Prinzip des öffentlichen Guts auch für die non-
formale und informelle Bildung, die weniger institutionalisiert ist – wenn überhaupt?
Es lässt sich demnach sagen, dass jede Diskussion über den Zweck von Bildung
auf ein zentrales Thema ausgerichtet sein sollte: Wissen, im Sinne von Information,
Verständnis, Kompetenzen, Werte und Haltungen, die mittels Lernen erworben
werden.
Die Autorinnen und Autoren empfehlen, sowohl Wissen als auch Bildung als Ge-
meingüter zu betrachten. Das bedeutet, dass die Erzeugung von Wissen ebenso wie
dessen Erwerb, Bestätigung und Nutzung allen Menschen im Rahmen eines kollektiven
gesellschaftlichen Strebens gemeinsam zustehen. Die Vorstellung vom Gemeingut er-
laubt es uns, über den Einfluss einer individualistischen, sozioökonomischen Theorie,
wie sie der Vorstellung vom «öffentlichen Gut» zugrunde liegt, hinauszugehen. Sie be-
tont einen partizipatorischen Prozess bei der Festlegung dessen, was ein Gemeingut
Bildung überdenken
Ein globales Gemeingut?
- Titel
- Bildung überdenken
- Untertitel
- Ein globales Gemeingut?
- Herausgeber
- Schweizerische UNESCO-Kommission
- Deutsche UNESCO-Kommission
- Österreichische UNESCO-Kommission
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-033-05613-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 96
- Kategorie
- Geisteswissenschaften