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1. Nachhaltige Entwicklung: Ein zentrales Anliegen 21
Betrachtung aktueller Dynamiken des sozialen Wandels.
Manche von ihnen bekommen eine neue Bedeutung, und
es entstehen auch neue Spannungsfelder. Dazu gehören
Muster eines Wirtschaftswachstums, das von mehr
Benachteiligung, Ungleichheit, Umweltstress, Intoleranz
und Gewalt geprägt ist. Und schliesslich: Obwohl im Be-
reich der Menschenrechte Fortschritte erzielt wurden,
gestaltet sich die Umsetzung entsprechender Normen
nach wie vor schwierig.
Umweltstress und nicht-nachhaltige Muster der
wirtschaftlichen Produktion und Konsumtion
Wachstum sicherzustellen galt lange als eigentlicher
Zweck der Entwicklung – aus gehend von der Vor
stellung,
dass Wirtschaftswachstum positive Effekte hat, die mit
der Zeit allen Menschen zu mehr Wohl
stand verhelfen.
Nicht-nachhaltige Muster von Pro
duk
tion und Konsum deuten jedoch auf fundamentale
Widersprüche im gängigen Entwicklungsmodell, das auf Wirtschaftswachstum
fokussiert ist. Als Folge eines un gehinderten Wachstums und eines Raubbaus an der
Natur führt nun der Klimawandel zu mehr Naturkatastrophen, die insbesondere arme
Länder grossen Gefahren aus setzen. Der Klimawandel, die Zerstörung lebenswichtiger
Naturressourcen wie Was
ser und der Rückgang der Artenvielfalt haben nun die
Nachhaltigkeit zum zentralen Ent wicklungsthema gemacht.
In den Jahren von 1960 bis 2000 verdoppelte sich der Wasserverbrauch, der Nah-
rungsmittelkonsum und die Nahrungsmittelproduktion stiegen um das 2,5-Fache,
und der Holzverbrauch verdreifachte sich. Diese Zunahmen waren durch das Be-
völkerungswachstum bedingt. Die Weltbevölkerung wuchs in der zweiten Hälfte des
zwanzigsten Jahrhunderts fast auf das Dreifache: von etwa 2,5 Milliarden Menschen
im Jahr 1950 auf über 7 Milliarden im Jahr 2013. Bis 2025 dürften es über 8 Milliarden
sein.8 Schätzungen zufolge dürften der Nahrungsbedarf bis 2030 um mindestens 35
Prozent, der Wasserbedarf um 40 Prozent und der Energiebedarf um 50 Prozent an-
steigen.9
Weiter lebt heute erstmals mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in urbanen
Gebieten. Bis 2050 wird das bei zwei Dritteln der Weltbevölkerung bzw. über 6
Milliarden Menschen der Fall sein.10 Bis dahin werden sich weltweit schätzungsweise
8 UN DESA. 2013. World Population Prospects: The 2012 Revision. New York, Vereinte Nationen. Der
grösste Teil dieses Wachstums wurde im globalen Süden verzeichnet, und das wird auch weiterhin der
Fall sein. Der Anteil der gesamten Weltbevölkerung im globalen Süden stieg von 66 Prozent im Jahr 1950
auf 82 Prozent im Jahr 2010. Dieser Anteil dürfte sich voraussichtlich noch weiter erhöhen auf 86 Prozent
bis 2050 und 88 Prozent bis 2100.
9 National Intelligence Council. 2012. Global Trends 2030: Alternative worlds. Washington, DC, National
Intelligence Council.
10 UN DESA. 2012. World Urbanization Prospects: The 2011 Revision. New York, Vereinte Nationen.
Die Veränderungen in
der heutigen vernetzten
und interdependenten
Welt bringen ein
neues Ausmass
an Komplexität,
Spannungen und
Paradoxa mit sich,
aber auch neue
Wissenshorizonte, die es
zu berücksichtigen gilt.
Bildung überdenken
Ein globales Gemeingut?
- Titel
- Bildung überdenken
- Untertitel
- Ein globales Gemeingut?
- Herausgeber
- Schweizerische UNESCO-Kommission
- Deutsche UNESCO-Kommission
- Österreichische UNESCO-Kommission
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-033-05613-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 96
- Kategorie
- Geisteswissenschaften