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88 Bildung überdenken • ein globales Gemeingut?
die Verantwortung des Staates, sondern der Gesellschaft als Ganzes. Für eine gute
Governance im Bildungssektor braucht es multiple Partnerschaften zwischen Staat
und Zivilgesellschaft, und die nationale Bildungspolitik sollte das Ergebnis einer
umfassenden gesellschaftlichen Anhörung und eines nationalen Konsenses sein.
In den letzten Jahren wurde mit innovativen
Me chanismen der Entwicklungsfinanzie
rung durch
Un ternehmensbereiche und Stiftungen experi-
men tiert – vor allem im Bildungsbereich. Diese Ex-
perimente haben auch zum Ausbau effektiver und
innovativer Partnerschaften zwischen allen Ent-
wicklungspartnern – Staat, Privatwirtschaft, Zivil-
ge
sellschaft, Hoch schulen, Bürger – beigetragen,
so dass die Fachkompetenzen, Kapazitäten und Res-
sourcen externer Partner genutzt werden können.
Es gibt viele Beispiele erfolgreicher Partnerschaften, die zur Erreichung grossartiger
Ergebnisse beigetragen haben, und zwar selbst mit Bezug auf Güter, die traditionell
als öffentliche Güter gelten – wie etwa Bildung.
Die Privatwirtschaft kann auch eine wichtige Rolle spielen, indem sie im Rahmen ihrer
sozialen Unternehmensverantwortung (Corporate Social Responsibility) Bildungs-
investitionen tätigt, die über den unmittelbaren Personalbedarf hinausgehen. In
Indien beispielsweise ermuntert der Staat private Unternehmen, zwei Prozent ihres
Jahresumsatzes auf diese Weise zu investieren. Finanzielle Mittel, die im Sinne der
sozialen Unternehmensverantwortung freigemacht werden, könnten dazu eingesetzt
werden, einen Beitrag zugunsten der sozialen und bildungsbezogenen Bedürfnisse
unterprivilegierter Gemeinschaften zu leisten. Vielleicht wären Gesetze nötig, die den
Unternehmen Steuervorteile gewähren, damit entsprechende zusätzliche Ressourcen
bereitgestellt werden.
# Stärkung der Rolle des Staates bei der Regulierung von Gemeingütern
Im heutigen Kontext der wirtschaftlichen Globalisierung und Marktliberalisierung muss
der Staat seine Funktion der Sicherstellung des Zugangs zu und der Regulierung von
Gemeingütern aufrechterhalten – insbesondere im Bildungsbereich. Die Bildung darf
nicht vollständig dem Markt überlassen werden, denn sie stellt den ersten Schritt auf
dem Weg zur Chancengleichheit dar. In dieser Hinsicht hat der Staat zwei Pflichten zu
erfüllen:
Die Bildung darf nicht
vollständig dem Markt
überlassen werden, denn
sie stellt den ersten
Schritt auf dem Weg zur
Chancengleichheit dar.
Bildung überdenken
Ein globales Gemeingut?
- Titel
- Bildung überdenken
- Untertitel
- Ein globales Gemeingut?
- Herausgeber
- Schweizerische UNESCO-Kommission
- Deutsche UNESCO-Kommission
- Österreichische UNESCO-Kommission
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-033-05613-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 96
- Kategorie
- Geisteswissenschaften