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12.9.1986: Information Gesandter Somogyi
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Dok. 4
Gorbatschow am X.
Parteitag der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei: „…
Das
bedeutet, dass die sozialistischen Errungenschaften unumkehrbar sind. … Die
sozialistische Ordnung anzugreifen, Versuche, sie von außen her auszuhöhlen
sowie das eine oder andere Land aus der sozialistischen Gemeinschaft herauszu-
brechen, bedeuten einen Anschlag nicht nur auf den Willen des Volkes, sondern
auch auf die ganze Nachkriegsordnung und letzten Endes auf den Frieden.“
Wien, am 12. September 1986
Somogyi m.p.
sozialistischen Staaten auswirkt. Der sowjetischen Argumentation folgend, wäre im Falle der
Tschechoslowakei eine Abtrennung vom sozialistischen Lager einem Vorrücken der Truppen
der NATO bis an die sowjetische Grenze gleichgekommen, dies hätte einen Anschlag auf die
Lebensinteressen der sozialistischen Länder dargestellt und somit dem Recht dieser Völker
auf „sozialistische Selbstbestimmung“ widersprochen. Die „internationalistische Pflicht“ wi-
dersprach im Falle der Intervention in der Tschechoslowakei zwar dem Völkerrecht, dieses
wurde jedoch den Gesetzen des Klassenkampfs untergeordnet. Diese neue Linie machte sich
Breschnew zu eigen, deshalb wird von der „Breschnew-Doktrin“ gesprochen. Auf seiner Rede
am V.
Parteitag der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei am 12. November 1968 bezeichnete
er die Intervention in der Tschechoslowakei als eine außerordentliche Maßnahme, die berech-
tigt sei, wenn der Sozialismus in einem Land durch Aktionen äußerer und innerer Feinde, die
die gemeinsamen Interessen des sozialistischen Lagers gefährden, bedroht ist. Vgl. dazu als
Dokumentation Boris Meissner, Die „Breshnew-Doktrin“. Dokumentation, Köln 1969. Der
Westen ging von der Fortdauer dieser Doktrin aus, auch wenn sie im Falle der Krise in Polen
1980–1982 bereits nicht mehr konsequent angewandt wurde und einer innerpolnischen Lö-
sung der Vorzug gegeben wurde. Erst unter Michail S. Gorbatschow verlor die Doktrin an
Bedeutung, ob sie aber faktisch noch existierte, war den direkt Beteiligten und Betroffenen
auch im Jahr 1989 die längste Zeit noch unklar.
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Buch Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 - Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit"
Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
- Titel
- Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
- Untertitel
- Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
- Herausgeber
- Michael Gehler
- Maximilian Graf
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-666-35587-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 792
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 7
- I. Vorbemerkungen 7
- II. Ausgangsbedingungen und Vorgeschichte: Von der „doppelten Staatsgründung“ zur Perpetuierung deutscher Zweistaatlichkeit (1949–1987) 11
- 1. Die Entwicklung bis zum Entscheidungs- und Zäsurjahr 1955 11
- 2. Gescheiterte Vermittlungsversuche (1958–1963) 19
- 3. Die Entwicklung bis zum Grundlagenvertrag 1972 23
- 4. Österreich, die europäische Integration und die Anerkennung der DDR im Zeichen der Entspannung (1961–1972) 28
- 5. Das Verhältnis Österreichs zu den beiden deutschen Staaten bis zum Bonn-Besuch Honeckers (1972–1987) 32
- III. Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 38
- 1. Österreich und die scheinbare Stabilität des SED-Regimes 38
- 2. Die Grenzöffnung im Kontext der Langzeitentwicklungen und ihre direkten Folgen 43
- 3. Österreichs Annäherungen an das gemeinschaftliche Europa, die Bundesrepublik und die deutsche Frage 50
- 4. „Mauerfall“ und „Wiedervereinigung“: Die Haltung Österreichs bis Ende 1989 63
- 5. Österreich und die deutsche Frage Anfang 1990 75
- 6. Der Einigungsprozess und seine internationale Durchsetzung aus österreichischer Sicht 86
- 7. Österreichs Abschied von der DDR 92
- 8. Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa – Bilanz und Ausblick 95
- IV. Editorische Vorbemerkungen 99