Seite - 687 - in Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 - Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
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14.9.1990: Information Gesandter Plattner Dok. 170
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Schlußakte als Grundlage einer Friedensordnung in Europa, Bereitschaft zur
Stärkung der Sicherheit, Rüstungskontrolle und Schaffung institutioneller Vor-
kehrungen hiefür, die Überzeugung, daß die Vereinigung Deutschlands einen
Beitrag zu Frieden und Stabilität darstellt.
Die 10 Artikel des Vertrages haben nachstehenden wesentlichen Inhalt:
1. Das vereinigte Deutschland umfaßt die BRD, DDR und Berlin. Polens West-
grenze wird durch Vertrag zwischen Deutschland und Polen bestätigt werden.
Keine deutschen Gebietsansprüche gegen andere Staaten.
2. Bekräftigung der Erklärung, daß von deutschem Boden nur Friede ausge-
hen soll.
3. Verzicht Deutschlands auf ABC-Waffen. Beschränkung der deutschen Streit-
kräfte auf 370.000 Mann (Land- und Luftstreitkräfte maximal 345.000) ent-
sprechend der Erklärung der BRD vor Wiener Abrüstungsverhandlungen am
30.8.1990.5
4. Deutschland und die Sowjetunion werden Vertrag über Bedingungen des
Aufenthalts sowjetischer Streitkräfte auf DDR-Gebiet und in Berlin sowie über
deren Abzug bis Ende 1994 abschließen.6
5. Bis zum Abschluß dieses Abzuges nur Stationierung deutscher Verbände
der Territorialverteidigung auf DDR-Gebiet, welche nicht in NATO-Strukturen
integriert sind. Danach auch Stationierung integrierter deutscher Verbände mög-
lich, aber keine Stationierung oder Verlegung ausländischer Streitkräfte auf dieses
Gebiet (auch keine Manöver; über letzteres hatte es bis zum Schluß Differenzen
gegeben).
Für Dauer des Aufenthaltes sowjetischer Truppen auf DDR-Gebiet Verbleib
von Truppen der drei Westmächte in Berlin (über deutschen Wunsch; hierüber
noch bilaterale Verträge zu schließen).7
5 Die zuvor am 8. August 1990 unterbrochenen Abrüstungsverhandlungen über konventionelle
Streitkräfte (VKSE) in Wien waren am 27. August 1990 wieder aufgenommen worden. Vgl.
Europa-Archiv, Nr. 13–14 (1990), Z 150. Am 30. August erklärte Bundesaußenminister Gen-
scher den Teilnehmern, dass sich die Bundesrepublik „im Einvernehmen mit der Regierung
der DDR“ verpflichte, die Streitkräfte eines vereinten Deutschlands innerhalb von 3 bis 4 Jah-
ren auf 370.000 Mann insgesamt zu reduzieren. Die Reduktion starte mit dem Inkrafttreten
des ersten KSE-Vertrages. Auch DDR-Ministerpräsident de Maizière erklärte anschließend
auf der Konferenz sein volles Einverständnis mit Genschers Ausführungen. Zu den Ausfüh-
rungen der beiden amtierenden Außenminister siehe Drahtbericht des Leiters der bundes-
deutschen KSE-Delegation in Wien, Hartmann, 30. August 1990 (= Dokument 147), in: Die
Einheit, S. 681–684, insbesondere auch Anmerkungen 1 und 4.
6 Siehe dazu bereits Dok. 167, Anm. 10–12 und Dok. 169, Anm. 10–11.
7 Der im Zwei-plus-Vier Vertrag erwähnte abzuschließende Vertrag zwischen der Bundesrepu-
blik Deutschland und der UdSSR über die Bedingungen des befristeten Aufenthalts und die
Modalitäten des planmäßigen Abzugs der sowjetischen Truppen aus dem Gebiet der Bundes-
republik Deutschland (siehe dazu bereits Dok. 167, Anm. 10–12 und Dok. 169, Anm. 10–11)
fixierte den Abzug der sowjetischen Truppen bis 1994. Für den befristeten Verbleib französi-
scher, britischer und amerikanischer Streitkräfte auf dem Gebiet wurde am 25. September 1990
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Buch Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 - Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit"
Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
- Titel
- Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
- Untertitel
- Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
- Herausgeber
- Michael Gehler
- Maximilian Graf
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-666-35587-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 792
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 7
- I. Vorbemerkungen 7
- II. Ausgangsbedingungen und Vorgeschichte: Von der „doppelten Staatsgründung“ zur Perpetuierung deutscher Zweistaatlichkeit (1949–1987) 11
- 1. Die Entwicklung bis zum Entscheidungs- und Zäsurjahr 1955 11
- 2. Gescheiterte Vermittlungsversuche (1958–1963) 19
- 3. Die Entwicklung bis zum Grundlagenvertrag 1972 23
- 4. Österreich, die europäische Integration und die Anerkennung der DDR im Zeichen der Entspannung (1961–1972) 28
- 5. Das Verhältnis Österreichs zu den beiden deutschen Staaten bis zum Bonn-Besuch Honeckers (1972–1987) 32
- III. Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 38
- 1. Österreich und die scheinbare Stabilität des SED-Regimes 38
- 2. Die Grenzöffnung im Kontext der Langzeitentwicklungen und ihre direkten Folgen 43
- 3. Österreichs Annäherungen an das gemeinschaftliche Europa, die Bundesrepublik und die deutsche Frage 50
- 4. „Mauerfall“ und „Wiedervereinigung“: Die Haltung Österreichs bis Ende 1989 63
- 5. Österreich und die deutsche Frage Anfang 1990 75
- 6. Der Einigungsprozess und seine internationale Durchsetzung aus österreichischer Sicht 86
- 7. Österreichs Abschied von der DDR 92
- 8. Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa – Bilanz und Ausblick 95
- IV. Editorische Vorbemerkungen 99