Seite - 688 - in Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 - Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
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14.9.1990: Information Gesandter Plattner
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Dok. 170
6. Recht Deutschlands Bündnissen anzugehören wird durch ggstl. Vertrag
nicht berührt.
7. Alliierte beenden Rechte und Verantwortlichkeiten in bezug auf Berlin und
Deutschland. Daher volle Souveränität Deutschlands.
8. Vertrag bedarf der Ratifikation. Depositarmacht Deutschland.
9. Inkrafttreten am Tag der Hinterlegung der letzten Ratifikationsurkunde.
10. Hinterlegung der Urschrift des Vertrages bei deutscher Regierung.
Der Vertrag wird der KSZE-Außenminister-Konferenz in New York (1./2. Ok-
tober 1990) vorgelegt werden.
Die Notwendigkeit der Ratifikation des Vertrages durch die Parlamente der
Unterzeichnerstaaten entspricht einem Wunsch der Sowjetunion. Die volle Sou-
veränität Deutschlands wird de iure also erst nach Abschluß des Ratifikations-
verfahrens hergestellt.
Die Außenminister der vier Alliierten werden jedoch am 1. Oktober in New
York eine Erklärung unterzeichnen, wonach ihre Rechte und Verantwortlichkei-
ten in bezug auf Berlin und Deutschland mit Wirkung vom Zeitpunkt der Ver-
einigung Deutschlands (3. Oktober) bis zum Inkrafttreten des ggstl. Vertrages
ausgesetzt werden. De facto wird die Souveränität Deutschlands bereits ab diesem
Datum wirksam sein.
Die BRD hat sich verpflichtet, der SU für die Kosten der Stationierung der
sowjetischen Truppen auf DDR-Gebiet bis 1994 und für deren Rückzug (insbe-
sondere für zu errichtende Wohnungen in der SU) einen Betrag von DM 12 Mrd.,
verteilt auf vier Jahre, zu bezahlen.8
Außerdem wurde am 13. September 1990 ein Vertrag über „gute Nachbar-
schaft, Partnerschaft und Zusammenarbeit“ der beiden Staaten paraphiert.9 In
diesem aus 22 Artikeln bestehenden Vertrag werden jährliche gegenseitige Kon-
sultationen auf höchster politischer Ebene und der Ausbau der Zusammenarbeit
auf allen Gebieten vereinbart.
Die politischen Ziele der Bonner Regierung, die Verwirklichung der deutschen
Einheit unter Beibehaltung der Westbindung, wurden bei Gewährung nur ge-
ringfügiger politischer Zugeständnisse (Verringerung des militärischen Potenti-
als, Verzicht auf ABC-Waffen, Souveränitätsbeschränkung hinsichtlich Truppen-
eine Vereinbarung durch Notenwechsel zwischen der Bundesrepublik und den Westmächten
getätigt. BGBl. 1990, II, S. 1250–1252. Am 12. September 1994 folgte nach dem Ende des so-
wjetischen Abzugs am 31. August 1994 ein weiterer Notenwechsel. Siehe dazu: BGBl. 1994, II,
S. 3714–3715. Siehe dazu eingehend Dokument 158, in: Die Einheit.
8 Siehe Dok. 167, Anm. 12.
9 Kohl und Gorbatschow unterzeichneten den deutsch-sowjetischen Vertrag am 9. November
1990 in Bonn anlässlich des ersten Jahrestages des Falls der Berliner Mauer. Siehe dazu bereits
Dok. 169, Anm. 11 und auch Dok. 172. Bei dieser Gelegenheit unterfertigten die Fachminister
beider Staaten auch weitere Kooperationsverträge in den Bereichen Wirtschaft, Industrie,
Wissenschaft und Technik sowie auf dem Gebiet des Arbeits- und Sozialwesens, vgl. Europa-
Archiv Nr. 3 (1991), D 63.
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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
- Titel
- Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
- Untertitel
- Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
- Herausgeber
- Michael Gehler
- Maximilian Graf
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-666-35587-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 792
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 7
- I. Vorbemerkungen 7
- II. Ausgangsbedingungen und Vorgeschichte: Von der „doppelten Staatsgründung“ zur Perpetuierung deutscher Zweistaatlichkeit (1949–1987) 11
- 1. Die Entwicklung bis zum Entscheidungs- und Zäsurjahr 1955 11
- 2. Gescheiterte Vermittlungsversuche (1958–1963) 19
- 3. Die Entwicklung bis zum Grundlagenvertrag 1972 23
- 4. Österreich, die europäische Integration und die Anerkennung der DDR im Zeichen der Entspannung (1961–1972) 28
- 5. Das Verhältnis Österreichs zu den beiden deutschen Staaten bis zum Bonn-Besuch Honeckers (1972–1987) 32
- III. Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 38
- 1. Österreich und die scheinbare Stabilität des SED-Regimes 38
- 2. Die Grenzöffnung im Kontext der Langzeitentwicklungen und ihre direkten Folgen 43
- 3. Österreichs Annäherungen an das gemeinschaftliche Europa, die Bundesrepublik und die deutsche Frage 50
- 4. „Mauerfall“ und „Wiedervereinigung“: Die Haltung Österreichs bis Ende 1989 63
- 5. Österreich und die deutsche Frage Anfang 1990 75
- 6. Der Einigungsprozess und seine internationale Durchsetzung aus österreichischer Sicht 86
- 7. Österreichs Abschied von der DDR 92
- 8. Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa – Bilanz und Ausblick 95
- IV. Editorische Vorbemerkungen 99